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Warum Joachim von Fiore
so bedeutend ist
Joachim von Fiore lebt in einer Zeit, in der viele sich bemühen, im Lauf der Geschichte eine innere Ordnung zu erkennen.
Die Lehre von den drei Zeitaltern
Joachim von Fiore teilt aufgrund seiner Forschungen zu den biblischen Schriften die menschliche Geschichte in drei große Zeitalter ein, von ihm "status" genannt.
ZEITALTER DES VATERS
Entsprechend der Dreifaltigkeit Gottes leitet er vom Alten Testament das Zeitalter des Vaters her,
"Einmal sei Gott aus seinem Schweigen herausgetreten und habe sich offenbart – das war das Zeitalter des Vaters und derer, die an ihn glauben, der Juden." (M. Gogos)
ZEITALTER DES SOHNES
Vom Neuen Testament her begründet er das Zeitalter des Sohnes,
"Dann sei Jesus auf Erden erschienen, Gott und Mensch zugleich, um das Zeitalter des Sohnes einzuläuten und derer, die an ihn glauben – der christlichen Kirche." (M. Gogos)
ZEITALTER DES HEILIGEN GEISTES
Um das Jahr 1260 sollte das Zeitalter des heiligen Geistes beginnen,
ein Zeitpunkt, den Joachim anhand von Zahlenangaben in der Apokalypse des Johannes glaubte berechnen zu können.
"Die revolutionäre Sprengkraft von Joachims Vision aber liegt darin, dass er die Sohn-Zeit der Kirche durch den zuletzt hereinbrechenden Status des Heiligen Geistes noch einmal überbietet."
(Aus: Der Prophet des Dritten Reiches, von Manuel Gogos, unter http://www.deutschlandfunk.de/der-prophet-des-dritten reiches.886.de.html?dram:article_id=227800)
"Im ersten Stadium gehörte die Welt den Sklaven, im zweiten den Freien, im dritten der Gemeinschaft von Freunden. Im ersten Stadium dominierte das Gesetz, im zweiten Zeitalter die Gnade, im dritten noch weiter und großzügiger die Gnade. Im ersten Stadium: untertäniges Sklaventum, Geißel, Herrschaft der Alten, Winter usw., im zweiten Zeitalter: Weisheit, Kinderschar, Licht des Sonnenaufgangs, Frühling, Ähren und Wein, im dritten: Beginn wahrer Freiheit, Kontemplation, Liebe, Freunde, heller Tag, Sommer, Getreide, Öl, Ostern und Auferstehung." (Joachim von Fiore)
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Wirkungsgeschichte
Die Ideen des Joachim von Fiore finden im späten 13. und 14. Jahrhundert großen Anklang und verbreiten sich schnell. Vor allem die sogenannten "Franziskanerspiritualen" berufen sich auf Joachim. Seine Vision von einem Zeitalter des Geistes, in dem Institution, Macht, Gewalt weichen sollen zugunsten von Gerechtigkeit, Friede und Freiheit kommen den Spiritualen sehr entgegen.
Dante Alighieri spricht im 12. Kapitel der "Göttlichen Komödie" von dem "Kalabresischen Abt Joachim, der mit profetischem Geist begabt sei".)
So wie Joachim mit seiner positiven Utopie eines Friedensreiches des Geistes auf viele seiner Zeitgenossen wirkte, so findet sich sein Einfluss bei Thomas Müntzer, bei Lessings Erziehung des Menschengeschlechts sowie bei Hegel, Auguste Comte, Karl Marx und in Ernst Blochs Prinzip Hoffnung.
(nach Wikipedia)
Bischof Mons. Luigi Renzi schreibt in "In Calabria - tra storia e costume", Rossano C. 2003, S. 57
Die innovative Kraft der Botschaft Joachims liegt in einer Evolution der Kirche:
Mit der Ankunft des Geistes überwindet die Kirche ihre institutionelle Form, die mit vielen Unvollkommenheiten behaftet ist. Die Kirche gelangt zu einem höheren Grad von Spiritualität und damit zur Vollkommenheit entsprechend dem Evangelium. Joachim verkündet damit das Ende der Kirche als weltliche Macht. Die Zukunft gehört einem Papsttum, das sich als moralische Autorität und und geistliche Führung der Völker versteht. Und das wäre nach Joachim das Zeitalter der "Fülle des Christus", von dem Paulus spricht. Und das wäre dann das Zeitalter des Geistes. Darin hat Joachim die Lehre des II. Vatikanischen Konzils vorweggenommen, das von einer dienenden Kirche spricht.
Joachim von Fiore's Lehre von den drei Zeitaltern wurde zu seiner Zeit von Seiten der katholischen Kirche kritisch verfolgt und abgelehnt. Er selbst wurde aber nie als Irrlehrer persönlich verurteilt.
Joachim von Fiore - heilig?
In jüngerer Zeit werden seine Ideen auch in der katholischen Kirche mit Interesse gelesen und diskutiert. In der Diözese Cosenza-Bisignano wird seine Heiligsprechung betrieben. Sein Orden hatte dies schon 1336 versucht.Zum 800. Todestag von Joachim am 30. März 2002 wurde in Cosenza vom Metropolitanbischof Giuseppe Agostino der Prozess der Heiligsprechung für Joachim wieder eröffnet, dazu gab es eine päpstliche Grußbotschaft, die zu einer Wiederannäherung an Joachim ermuntert.
Die Fronten verlaufen heute ähnlich wie zu seinen Lebzeiten:
Diejenigen, die mehr auf den lebendigen Geist als auf Strukturen Wert legen, berufen sich auch heute gerne auf Joachim.
Diejenigen, die von seinem Modell der Geschichte eine Auflösung der Struktur und Ordnung der Kirche befürchten, bekämpfen ihn.
Interessant ist, dass im Jahr 2008 die Meldung durch die Medien ging, Barack Obama hätte dreimal Joachim zitiert als Profeten einer friedlichen versöhnten Welt. Die Zitate konnten nicht nachgewiesen werden, wurden aber von Freunden wie Gegnern Obamas als passend empfunden.
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