Wandern auf den Spuren

von Joachim von Fiore

 

CELICO lässt das Mittelalter zur Zeit Joachims wieder aufleben

 


Einkehren und Übernachten in Celico:

 + Bed&Bike La Meridiana

 + Ristorante Enosteria Il Paese   in der Ortsmitte, unterhalb der Kirche S. Michele Arcangelo (anspruchsvolle Küche)

+ ein weiteres Restaurant in der via Roma 142, in dem man ausgesprochen günstig und gut essen kann: Pegaso


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JOACHIM VON FIORE
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zu: Joachim von Fiore und San Martino di Canale

zu: Warum Joachim von Fiore so bedeutend ist

Joachim von Fiore, geboren in
CELICO

Das Weltbild eines Menschen formt sich in dem Umfeld, in dem er seine Kindheit und Jugend erlebt. Das war auch bei Joachim von Fiore so. Viele Bilder, die sein späteres Empfinden und Denken prägen, finden sich in Celico und seiner Umgebung und sind zu großen Teilen auch noch heute nachvollziehbar.
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Fährt man auf der Strada Statale 107 von Cosenza Richtung Crotone, findet sich nach ca 14 Kilometern links und rechts einer Brücke der Ort Celico.
Lange Zeit dachte ich, o je, wie kann man so nah an dieser belebten Straße leben. Und nun lernte ich Celico von einer ganz neuen Seite kennen, nämlich zu Fuß, entlang dem "Themenweg Joachim von Fiore", der in 13 Stationen den Besucher in und um Celico mit Orten der Kindheit und Jugend des Joachim von Fiore vertraut macht.

Mit dem IAS-Bus Richtung San Giovanni in Fiore fahre ich vom zentralen Busbahnhof in Cosenza los. Nach einer Viertelstunde lässt mich der Fahrer an einer Haltebucht der SS 107 kurz vor dem Tunnel aussteigen. Und das ist ein Glücksfall, denn nur wenige Schritte weiter befindet sich das große Denkmal des Joachim von Fiore, das ihm sein Heimatort errichtet hat.

 
(Alle Fotos: Thomas Raiser)
Der Ort Celico entwickelte sich entlang der alten Straße von Cosenza hinauf zur Sila, die auf einem Kamm verläuft. Am oberen Ende des Ortes befand sich die Pfarrkirche, die an der Stelle der heutigen Pfarrkirche San Michele Arcangelo stand und in der Joachim wohl auch getauft wurde. Da der Hügelkamm nur schmal war, zieht sich der Ort wie eine Perlenkette den Hang entlang. Zu den Talseiten hin öffneten sich verschiedene Pforten, durch welche die Bewohner talwärts nach beiden Seiten zu ihren Feldern, Gärten und Weinbergen gelangten. Am unteren Ende des Ortes befand sich das Kloster San Domenico, das aber später entstand. Folgt man dem Sträßchen weiter abwärts, kann man zu Fuß dem Tal des Flüsschens Cannavino folgen und nach rund 8 Kilometern nach Cosenza gelangen.
 

Oben:
Hier sieht man gut, wie das alte Celico sich links von der alten Pfarrkirche San Michele Arcangelo hinunter erstreckt hat.

Unten links:
Celico gilt als der Geburtsort von Joachim von Fiore. Das elterliche Haus war ein schlossartiges Bauwerk mit zwei Türmen. Sein Vater Mauro verwaltete wohl die örtlichen Güter der normannischen Herrschaft.

Unten rechts:
Die heutige Sakristei der kleinen Kirche Maria Assunta ist teilweise identisch mit dem Zimmer, in dem Joachim seine
Kindheit und Jugend verbrachte


 

 
 

Der Weinberg des Vaters

Unten  rechts: An diesem Hang unterhalb des Ortes befand sich der Weinberg seines Vaters Mauro.

Unten links:
Auch heute wird dort noch ein wenig Wein angepflanzt.

 
       
 

Joachim lernt die byzantinische Tradition kennen
Oberhalb des Ortes weisen die Kirchen San Nicola, S. Sofia und S. Maria del Carmine darauf hin, dass in diesem Gebiet zur Zeit Joachims vermutlich basilianische Mönche in ihren Grotten wohnten und sich zum Gebet in den kleinen Kapellen zusammengefunden haben. Francesco Scarpello, Vorsitzender des örtlichen Vereins zur Förderung der Joachim-Forschung, glaubt, dass Joachim mehr von der byzantinischen Spiritualität geprägt worden ist als bisher angenommen wurde.

 

Rechts:
Die kleine Kirche S. Sofia heißt heute S. Maria della Catena

 
   

Joachim erlebt jüdisches Leben in seinem Heimatort
Es gab in Celico und den benachbarten Weilern zahlreiche jüdische Bewohner. So vermutet man direkt hinter der Kirche San Nicola den Standort eines früheren jüdischen Gebetshauses. Der Bogenfries, der in die Mauer der Kirche eingemauert ist, könnte von einem solchen Gebetshaus stammen. Die Siedlungen Calderazzi und Zirulli im alten Celico weisen auf Seidenraupenzucht und Kupferschmiede als typische Wirtschaftszweige jüdischer Familien der damaligen Zeit hin. Joachim hat mit großer Sicherheit vom Leben und Glauben der Juden seines Heimatortes vieles aufgenommen. Es gibt Hinweise darauf, dass er selber möglicherweise jüdische Vorfahren hatte, dies lässt sich aber nicht wirklich beweisen. Unter den Schriften Joachims findet sich auch eine Schrift an die Juden, mit der er sie zur Bekehrung zum Christentum aufforderte.

 

Links:
Ein Bilderfries an der Außenwand der Kirche San Nicola

 
Die Statue des Joachim von Fiore, gestaltet von Cesare Baccelli aus Cosenza
Auftraggeber war Bürgermeister Vincenzo Intrieri von der damaligen christdemokratischen Mehrheit im Gemeinderat von Celico. Im Jahr 1968 war die 3 Meter hohe Statue fertiggstellt und sollte in Anwesenheit des israelischen Botschafters aufgestellt werden. Doch dann wechselte die Mehrheit im Gemeinderat zu den Kommunisten. Die fanden die Statue überhaupt nicht lustig und weigerten sich, beim Aufstellen der Statue zu helfen. Die Kommunisten waren aber die Praktiker, die Erfahrung mit schweren Lasten hatten. Man versuchte, die Statue ohne sie auf einem 15 Meter hohen Sockel aufzurichten, da brachen Seile und sie fiel zu Boden, und der bronzene Arm des Joachim brach ab. Die Bronzestatue wurde restauriert. Inzwischen hatte man sich geeinigt, dass die Statue mit Unterstützung der Kommunisten an einem anderen Ort aufgestellt werden sollte, und im Nu stand sie am vorgesehenen Platz. Der wechselte noch mehrmals, bis Joachim schließlich seinen heutigen Platz fand.
Der jetzige Granitsockel stammt vom lokalen Bildhauer Alfredo Granata.
 
   

Der Rundweg "Joachim von Fiore" in Celico
Die Associazione Culturale Gioacchino hat einen Rundweg eingerichtet auf den Spuren des Joachim von Fiore. Er führt nicht nur zu den sehenswerten Stätten im Ort, sondern auch weit hinaus ins Grüne.

Die ausgewiesenen Stationen sind:
Das Geburtshaus (1) findet sich, wenn man von der Pfarrkirche S. Michele Arcangelo auf dem Höhenrücken abwärts geht, dort wo die kleine Kirche S. Maria Assunta steht.
Von dort ist es nicht weit zum Weinberg des Vaters (2), rund 300 Meter rechts den Hang abwärts.
Calderazzi (3), das weiter unten gelegene Viertel des alten Celico, weist auf calderai, Kupferschmiede, hin - ein Handwerk, das im Mittelalter bevorzugt von jüdischen Bewohnren ausgeübt wurde.
Der Convento San Domenico (4) bildete  für Jahrhunderte das untere Ende des Ortes, zugleich könnte das Kloster eine Art Wachstation auf dem Weg von Cosenza in die Sila gewesen sein.
Jovinise (5) heißt ein alter Wachturm, er steht dort, wo sich der Weg herauf von Cosenza am Cannavino teilt in den Weg Richtung Celico und den Weg in Richtung Spezzano.
An der Fontana Vetida (6) hat sich mit Sicherheit auch die Familie von Joachim mit frischem Wasser versorgt.
Das Denkmal von Joachim von Fiore (7) findet sich über dem Eingang des oberen Tunnels der Schnellstraße.
Vom Denkmal aufwärts gehend kommt man zu Ort und Kirche San Nicola (8).
De Gloria Paradisi (9) heißt ein Gedicht von Joachim, das viele Bilder aus der Natur aufgreift. Der Weg ins Grüne lässt diese Bilder lebendig werden.
Rund einen Kilometer braucht es, um die Brücke Ponte di Orlando (10) zu erreichen. Sie regte wohl mit ihrer Lage im Tal des Cannavino die theologisch-philosophische Phantasie des Joachim an.
Chiesiula (11) wird die Kirche SS. Annunziata genannt. Möglicherweise war an diesem Ort im Mittelalter ein Kontrollpunkt, bevor der Weg weiter hoch in die Sila ging.
Zirulli - Celsito (12) sind Orte, die in besonderer Weise an das jüdische Leben im Ort erinnern. Besonders die "Gelsi", die Maulbeerfeigenbäume weisen auf die Seidenraupenzucht hin, die vor allem jüdische Familien betrieben haben.
Die Chiesa S. Michele Arcangelo (13) ist die Pfarrkirche; in der Vorgängerkirche wurde wohl Joachim getauft. Möglicherweise finden sich Spuren des alten Baus unter der heutigen Kirche.

Dauer: Der gesamte Weg braucht ca 5 - 6 Stunden. Es können natürlich auch einzelne Stationen ausgewählt werden.

 
 

 

Oben:
Dr. Francesco Scarpelli ist Präsident der Associazione Culturale Abate Gioacchino in Celico sowie Verfasser von Büchern wie "Celico Citta Celeste" und dem neu erschienen Kinderbuch "La storia di Giovanni Gioacchino dalla vigna  ... al vino" sowie "Il buio e la luce".

 

Oben:
Die Schautafeln illustrieren jede der 13 Stationen.

Früher oder später wird eine deutsche Fassung der Beschreibungen auf den Schautafeln auch auf www.comunedicelico.it veröffentlicht. Vorläufig ist sie hier zu finden:

Links zu den Texten der 13 Schautafeln:

1. Casa Natale (deutsche Übersetzung)

2. La vigna del Padre (deutsche Übersetzung)

3. Calderazzi (deutsche Übersetzung)

4. Convento San Domenico (deutsche Übersetzung)

5.Iovinise (deutsche Übersetzung)

6. Fontana Vetida (deutsche Übersetzung)

7. Monumento (deutsche Übersetzung)

8. Chiesa San Nicola (deutsche Übersetzung)

9. De Gloria Paradisi (deutsche Übersetzung)

10. Ponte di Orlando (deutsche Übersetzung)

11. Chiesiula (deutsche Übersetzung)

12. Zirulli - Celsito (deutsche Übersetzung)

13. Chiesa San Michele (deutsche Übersetzung)