Wandern auf den Spuren von Joachim von Fiore
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Joachim von Fiore und die Abtei S. Maria di Corazzo
Zum ersten Mal erblickt Joachim die Abtei von Corazzo, als er gerade aus dem Heiligen Land zurückgekehrt ist. In Sizilien geht er an Land, setzt über nach Kalabrien. Er wandert das Tal des Flüsschens Corace aufwärts, mit der Absicht, irgendwann nach Celico, seinem Heimatort zu gelangen.
Santa Maria di Corazzo: Möglicherweise hat ihn die wilde Schönheit und die Stille dieser Mauern beeindruckt. Für seine weitere Bestimmung ist von Bedeutung. dass er an den Ufern des Corace einem geheimnisvollen griechischen Mönch begegnet. Der legt ihm feierlich das biblische Gleichnis von den Talenten aus: "Wer das Privileg besitzt, Gaben zu hüten, die ihm von Gott geschenkt sind, der darf sie nicht verbergen als seinen eigenen Schatz, sondern sie werden nur wahre Schätze sein, wenn sie Frucht bringen." Joachim begreift: Schenken ist das Geheimnis, das der Geist ihm bei den Eremiten des Orients in sein Herz gesät hatte.
Noch ganz unter dem Eindruck der Worte des alten Mönchs nehmen ihn das unaufhörliche Rauschen des Wassers und der Anblick der Steine, aus denen die Abtei errichtet ist, ganz gefangen.
(übersetzt nach: Salvatore Piccoli, L'Abbazia di Corazzo e Gioacchino da Fiore. Lamezia Terme 2010 S. 33)
Von Corazzo wandert Joachim weiter nach Guarassano, am westlichen Rand von Cosenza, dort wo der Weg hinauf nach Celico führt. Es kommt dort zur Begegnung mit dem Vater. Joachim predigt mit viel Erfolg, ein Jahr lang allein in Rende. Er möchte für sein Predigen den Rückhalt der Kirche; er will Priester werden. Er geht nach Catanzaro, um dort die niederen Weihen zu empfangen. Nach den Weihen kehrt er zunächst wieder nach Rende/Cosenza zurück und geht dann nach Corazzo, um dort als Benediktinermönch aufgenommen zu werden.
Nicht viel später tritt der Abt Colombano von seinem Amt zurück, und Joachim wird zum Prior gewählt. Von Bernhard von Clairvaux und seinem Kloster Citeaux geht der Wunsch nach einem vertieften klösterlichen Leben aus. Im Jahr 1177 versucht Joachim, sein Kloster in Corazzo der Zisterzienser-Gemeinschaft anzuschließen. Dazu geht er zu den Zisterziensermönchen nach Sambucina (bei Cosenza). Der Wunsch wird abgelehnt, weil das Kloster zu arm sei.
Die folgenden Jahre ist Joachim viel damit beschäftigt, die wirtschaftlichen Einkünfte des Klosters zu erhöhen. Es gibt wirtschaftliches und spirituelles Wachstum.
Casamarsi
1182 - 1183 hält er sich in der Zisterzienserabtei Casamarsi auf. Auch hier kann er für sein Kloster wenig erreichen. Aber er beginnt mit dem Verfassen seiner wichtigen Schriften über die Apokalypse, über das Konkordienbuch und das erste Buch der Psalmen.
Corazzo
1188 wird sein Kloster Corazzo von der Abtei Fossanuova als Zisterzienserabtei adoptiert.
In Corazzo soll Joachim von Fiore zwei Wunder gewirkt haben.
Die Abtei von Corazzo wurde am Flüsschen Corace im 11. Jahrhundert (1060) von Benediktinermönchen bw. von dem Normannen Robert Guiscard gegründet im Rahmen der Latinisierung der Kirche in Süditalien. Nach zwei vernichtenden Erdbeben 1638 und 1783 wurde der Klosterkomplex wieder aufgebaut, 1808 aber endete die lange Geschichte des Konvents von Corazzo mit der Ankunft der Franzosen, und heute finden sich nur noch Ruinen einer ruhmreichen Vergangenheit.
Bei einer Visite des Abtes Cornelio Pelusio in den Zisterzienserklöstern in Kalabrien wurden folgende Reliquien in Corazzo aufgelistet: Eine Haarsträhne von Maria Magdalena, ein Stück vom Kreuz Christi, einige Kleider Jesu Christi, ein Stein vom Heiligen Grab in Jerusalem.