Wanderungen
Longobucco
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E
5
Sentiero
Norman Douglas
Dauer |
6 Stunden |
Länge |
9,1 km |
Karte |
Topogr. Karte IGM Blatt 552(Corigliano Calabro) |
Höhenunterschied |
niedrigsteStelle
690 m Höhe ü.d.M., höchste Stelle 1000 m Höhe
ü.d.M |
Busverbindung |
Busverbindungen
von Longobucco aus
Busverbindungen
von Rossano Scalo nach Longobucco
(mit Sternchen: Umsteigeverbindungen.
Die Angaben stammen aus dem Jahr 2001, haben sich allerdings vermutlich
nur geringfügig verändert) |
Übernachtung |
Bei offiziellen
Touren der Trekking-Agenturen wird neuerdings gerne in Difesella
im Zelt übernachtet. Diese Möglichkeit steht wohl auch
anderen Wanderern offen, die entsprechende Regeln einhalten. Eine
Anmeldung bei der zuständigen Forstbehörde wird nicht
schaden. |
Schwierigkeitsgrad |
Eher für
Geübte |
Zu beachten |
Größte
Vorsicht bei Regenfällen und Gewittern, da in kürzester
Zeit das Wasser in den Canyonabschnitten stark ansteigen kann.
Genügend Wasser mitnehmen.
|
Von
und nach Longobucco führten seit alter Zeit drei Hauptwege.
Der erste ist die Verbindung entlang dem Trionto Richtung Meer,
der zweite führt entlang dem Flüsschen Macrocioli in
Richtung Sila, und der dritte bewegt sich den Trionto aufwärts
Richtung Difesella.
Dieser dritte Weg soll nun in seinem natürlichen Ambiente aufgewertet
werden durch einen Wanderweg, den Sentiero Norman Douglas.
Damit wird der Weg auch in einen kulturellen Kontext gestellt.
Mit der Namensgebung wird erinnert
an den Reisenden Norman Douglas, Aristokrat schottischer Herkunft,
aber in Österreich geboren, ein unermüdlicher Wegsucher, der
die diplomatische Karriere verließ, um sich in eine Welt zu begeben,
die in jener Epoche wenig bekannt war, den Süden (Italiens). Mit
großem Respekt erzählt er von den Leuten, die ihm unterwegs
begegnet sind, ist fasziniert von der wilden Natur, die er mit der Beobachtungsgabe
des Naturliebhabers beschreibt. Er hat die vergessensten Winkel Kalabriens
in zwei Etappen bereist, die erste 1907, die zweite längere 1911.
Dabei benützte er die vermutlich erste offizielle Karte, die nach
1860 gezeichnet und 1872 überarbeitet wurde. Die Impressionen dieser
Reisen sind erzählt in seinem Buch „Old Calabria“,
zum ersten Mal veröffentlicht in London im Jahr 1915. Erst vor
kurzem wurde der Parco Letterario „Old calabria e viaggiatori
del Grand Tour“ eröffnet, der nach Norman Douglas benannt
ist. Von Acri nach Longobucco durchwanderte er das „griechische
Kreuz“, die piani di Verace und das Triontotal. Hier kann am besten
Norman Douglas selbst zu Wort kommen, weil bis heute alle die geomorphologischen,
landschaftlichen und ortographischen Elemente seiner Erzählung
wiederzufinden sind:
Der
Fluss Trionto ... strömt dahin zwischen fruchtbaren Gärten
(piani di Verace und Difesella del Trionto im Frühling), Symbol
der ländlichen Heiterkeit. Doch bald kommt der lyrisch-beschauliche
Seelenzustand des Trionto an seine Grenzen, als der Fluss sich seinen
Weg sucht durch eine kurvige Schlucht (entspricht dem Vallone Freddo).
Die Landschaft nimmt abrupt einen epischen Ton an. Der Weg begleitet
weiter den Fluss, der Einfachkeit halber. Danach ist man gezwungen den
Hügel anzugehen, emporzuklettern in einem unendlich erscheinenden,
sich windenden Anstieg bis zu einer großen Anhöhe über
dem Tal. ... .Ich versuchte den Weg ... als ich mit Überraschung
bemerkte, dass der ganze weitere Verlauf des Hügels eingestürzt
war (Timpa Salomone). Es blieben mir nur zwei Alternativen: Müde
zurückkehren dorthin, woher ich geklommen war, ... oder mich in
die Schlucht hinunter zu begeben. .. und es zu riskieren! Nach langer
Überlegung wählte ich die letztere Möglichkeit. Ich stieg
nun im Dämmerlicht ab und überquerte den Fluss mehrere Male.
Ich begann mich zu fragen, ob die Existenz von Longobucco nicht vielmehr
ein Mythos sei.. Aber dann, ganz unvorhergesehen, an einer Biegung des
Flusses, (Macchia Disperata) offenbarte sich mir, noch weit entfernt,
das Städtchen, das sich den Hang hochzieht. ... In diesem Moment
erschien mir Longobucco wie eine der Traumstädte aus „Tausend
und einer Nacht“. Ich erreichte die Brücke der Hauptstraße
nach Rossano und beschritt den aufwärts führenden Pfad zum
berühmten „Hotel Vittoria“.
Von
Longobucco aus bricht Douglas auf nach San Giovanni in Fiore
durch das Tälchen des Macrocioli, über Colle
dell’Esca, Valle di Casu, Santa Barbara, Germano. Und auch
hier gibt er uns eine so genaue Beschreibung der Landschaft, dass wir
den Wegverlauf praktisch rekonstruieren können. Es ist vermutlich
der am Besten beschriebene Weg in seinem ganzen Buch.
Beginnt
man den Weg nicht von Difesella wie Douglas, sondern
von Longobucco aus, so begibt man sich am rechten Ortsrand
aufwärts (von unten gesehen) und überschreitet beim Liceo
Scientifico (Neues Schulgebäude mit Sportplatz am Ortsrand)
das Flüsschen Manna auf der Holzbrücke und wendet
sich dann links dem Flüsschen entlang ca 50 m aufwärts. Der
Weg mündet dann rechts in einen Weg, der steil 60 m aufwärts
führt. Man überquert einen quer zum Hang verlaufenden Weg,
und geht weiter aufwärts, bis man zu den Stallungen auf der Höhe
gelangt. Man lässt den Stall rechts liegen und folgt der alten
mulattiera (Maultierpfad) auf halber Höhe oberhalb des
Trionto-Tals, immer wieder mit leichtem Auf und Ab, um die
kleinen Seitentäler zu überwinden, vorbei an alten Kastanien-Giganten,
die teilweise durch Waldbrand beschädigt wurden. Der Maultierpfad
wurde bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts gelegentlich benutzt
von Hirten und Tagelöhnern, die zu den fruchtbaren Gegenden bei
Difesella del Trionto und piani di Verace unterwegs
waren. Noch heute besucht ein Landwirt mit seinem Muli über diesen
Pfad regelmäßig seine Tiere auf dem Piano di Verace. Dieser
Weg wurde aber auch begangen von den Verehrern der heiligen Aurelia,
die in die Gegend von Acri pilgerten. Auf dem Hinweg geht man
auf dem Maultierpfad für ca 3 Stunden, bis man auf das Flussbett
des Trionto trifft, wo von rechts die Wasser des Vallone
Freddo zum Trionto fließen. Der Maultierpfad ist
seit geraumer Zeit wenig genutzt und gepflegt, und an einigen Stellen
ist das Weitergehen erschwert (das letzte Hindernis ist der Timpa
di Salomone, der von der anderen Seite her die Reise von Douglas
erschwert hat). Einige kritische Stellen erfordern besondere Vorsicht,
gerade auch beim Überqueren des Seitentals mit dem Flüsschen
Belvedere, wo man nicht nur Wasser fassen kann, sondern auch eine wirklich
gute Aussicht hat. Wenig später teilt sich der Weg gut erkennbar
in zwei Wege. Der obere führt oberhalb des Trionto zu den Piani
di Verace und nach Difesella. Der untere Weg führt
zum Trionto teilweise steil abwärts und endet an einer
wildromantischen Uferstelle des Trionto. Der
Hinweg ist nicht besonders ermüdend, mit geringen Anstiegen, unterbrochen
von angenehmen Abstiegen; inmitten einer dichten Vegetation (Mischwald
mit Kastanien, Pino Laricio, Eiche, Erle usw.) auf einem Hang
mit geringer Sonneneinstrahlung (Nordhang).
Geht man nun mit etwas Mühe über die Steine oder bei wenig
Wasser im Flussbett flussaufwärts, so verengt sich das Tal nochmals
auf wenige Meter canyonartig. Ein Weitergehen bzw. Klettern bis Difesella
ist nur für kletter-erfahrene Wanderer zu emfehlen und nur bei
Niedrigwasser im Sommer.
Will man die Wanderungen als
Ring-Weg gehen, so kann man in den wasserarmen Sommermonaten durchs
Flussbett des Trionto zurück nach Longobucco bis zur alten Straßenbrücke
laufen. Dort wo der Maultierpfad mit dem Fluss Trionto zusammentrifft,
beginnt der Rückweg durchs Flussbett bis Longobucco. Der
lange Abstieg den Trionto abwärts ist besonders spektakulär.
In den Granit eingefurcht zeichnet der Fluss in seinem Verlauf wundervolle
Mäandermuster. Die Kühle vom Wasser her erleichtert sicherlich
den Weg in den heißen Stunden der Sommertage. Der Weg endet bei
der alten Brücke über den Trionto von 1890, wo man
den Flusslauf verlässt, um auf der S.S. 177 nach Longobucco
zurückzukehren.
Besucht man die Orte des Norman Douglas außerhalb der
Sommermonate, wenn der Trionto viel Wasser führt, so kann man Hin-
und Rückweg auf dem selben Weg gehen bis zum Vallone Freddo,
ohne im Wasser gehen zu müssen, oder man geht von Difesella
del Trionto aus, zu erreichen über die S.S. 660 von Acri
her, wenige Kilometer von Cava di Melis entfernt.
Man kann auch einfach von der
alten Brücke über den Trionto unterhalb von Longobucco aus
flussaufwärts löaufen, bis die Gärten enden. (Sich nicht
abschrecken lassen von Baustelle und Müllplatz). Man gelangt dann
schnell in das wildromantische Triontotal.
Im Sommer 2005 haben die Bewohner von Longobucco hier den Fluss aufgestaut
zu einem kleinen Badesee vor allem für die Kinder.
(übersetzt
von der WebSite www.silatrekking.it
und ergänzt durch eigene Erfahrungen (8/2005) - die Associazione
Silatrekking bietet geführte Wanderungen um Longobucco und im Nationalpark
an.
Die Wanderung ist aktuell beschrieben im
Rother-Wanderführer Kalabrien
Norman
Douglas ( 1868 - 1952)
mit vollem Namen
George Norman Douglas, war ein Aristokrat mit österreichischen
und britischen Vorfahren. Er
wurde geboren 1868 in Thüringen bei Bludenz (Vorarlberg),
wo sein einer schottischen adligen Industriellenfamilie entstammender
Vater eine Baumwollspinnerei und -weberei betrieb. Familiensitz der
Douglas´ und Geburtshaus von Norman war die Villa Falkenhorst.
Sein Vater, John Sholto Douglass (1840 – 1874), leitete
die vom Großvater gegründete Textilfabrik und verfasste Grundlegendes
zur Archäologie in Vorarlberg. Er gehörte 1857 mit Sebastian
von Froschauer, seinem Schwiegervater Ernst von Poellnitz
und anderen zu den Begründern des Vorarlberger Landesmuseumsvereins
mit dem Ziel der Schaffung eines Landesmuseums.
Nach dem frühen Tod des Vaters, Norman Douglas war gerade sechs
Jahre alt, heiratete die Mutter Vanda von Poellnitz in zweiter
Ehe den Bludenzer Kunstmaler Jakob Jehly. Deren gemeinsame
Tochter Grete Gulbransson erlangte als Schriftstellerin große
Bekanntheit.
Von 1881 bis
1883 besuchte er die Uppingham School, dann wechselte er an das Gymnasium
in Karlsruhe für die Jahre 1883 bis 1989, wo er eine wissenschaftliche
und klassische Ausbildung erhielt. Von 1893 bis 1901 arbeitete er für
das Foreign Office, davon zwei Jahre in St. Petersburg.
Seine ausgedehnten Reisen führten den in Vorarlberg geborenen Kosmopoliten
nach Afrika, Indien, Ceylon, Griechenland, Italien und England, bis
er sich schließlich auf der Insel Capri niederließ, die
ihn zu ihrem Ehrenbürger machte. Douglas´ Vielseitigkeit
ließ ihn sich auch mit naturwissenschaftlichen und historischen
Themen wie zum Beispiel der Zoologie oder der Botanik beschäftigen.
Von 1898 bis 1903 war er verheiratet mit Elsa Fitzgibbon, mit
der er zwei Söhne hatte. Zusammen mit seiner Frau Elsa verfasste
er das Buch "Unprofessional Tales", das 1901 erschien. Der
Roman Südwind (1917) wurde sein populärstes Werk.
Sein Buch "Some Limericks" (1928) schockte die damaligen Leser
mit unkonventionellen Moralvorstellungen. Verschiedene homoerotische
Abenteuer mit minderjährigen Jungen gehören ebenfalls zu seiner
Biografie, ohne dass er sich in seinem Werk offen zu seiner Homosexualität
bekennt.
Um 1910 war Douglas in Kalabrien unterwegs. Im Jahr 1915 veröffentlicht
er sein Werk Old calabria, deutsch: Reisen in Süditalien,
das bis heute als ein Klassiker der süditalienischen Reiseliteratur
gilt.
Norman Douglas gilt
als einer der erfolgreichsten Reiseschriftsteller Englands in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er schrieb ausschließlich in
englischer Sprache trotz vorzüglicher Beherrschung etwa des Deutschen
und des Italienischen. So ist er in der englischsprachigen Literatur
fest verankert. Er bewegte sich im Umfeld der englischsprachigen Intelligenz
seiner Zeit, die SchriftstellerInnen Bryher, Nancy Cunard, Joseph
Conrad, D.H.Lawrence, William Somerset Maugham, Graham Greene und
der Musiker William Walton zählten zu seinem Freundeskreis.
In Italien sind vor allem der Verleger Orioli und der Dichter
Curzio Malaparte zu nennen.
Es gibt ein Netz von Parchi Letterari (Literaturparks) in ganz
Kalabrien, vor allem an den Orten, die von Norman Douglas beschrieben
werden., u.a. den Parco Letterario Old Calabria Norman Douglas
in Camigliatello Silano.
(Quelle
u.a. eine Pressemitteilung des Vorarlberger Landesmuseums November 2000.
Die vollständige
Online-Fassung des Buches OLD CALABRIA von Norman Douglas