Caloveto
Der
Name Caloveto bezieht sich auf den Ortspatron San Giovanni Calibyta. Das Wort "Calibita" führt sich zurück auf das griechische Wort "calibe", was soviel wie "zeltartige Hütte" bedeutet. Denn drei Jahre lebte S. Giovanni C. unerkannt in einer "Capanna" vor dem Haus seiner vornehmen Eltern.
Die ersten griechisch-basilianischen Mönche kommen nach Süditalien in der Folge des Bilderverbots im Osten.
Es sollen rund 50 000 Menschen gewesen sein, die sich aufmachten in den Westen des byzantinischen Reiches. Einige von ihnen bringen aus Konstantinopel die Verehrung des heiligen Johannes Calibita mit. Sie ziehen das Tal des Trionto aufwärts und finden einen geeigneten Platz, um sich niederzulassen, ideal, um in Einsamkeit und Natur sich ganz dem Gebet zu widmen. Zur Rechten des Flusses Trionto entsteht Caloveto im 9. Jahrhundert auf dem Kamm eines Hügels, der zum Meer hin abfällt. Nach 900 gab es infolge arabischer Invasionen in der heutigen Türkei eine erneute Zuwanderungswelle aus dem Osten.
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit
sind die Reste des ehemaligen Höhlenklosters S. Giovanni Calibyta.
Kloster S.
Giovanni Calibyta
Die ersten Grotten entstanden wohl um 750, um eine unterirdische Kapelle gruppiert. Um dieses Höhlenkloster herum siedelten sich wohl Leute an, die mit den Mönchen aus dem Osten des byzantinischen Reiches gekommen sind.
Ein richtiges Kloster entstand um 900, sicher aber vor 987/993, denn zu dieser Zeit war
Bartholomäus von Simari zur Erziehung im Kloster, wie der Mönch Johannes
von Rossano um 1230 in seinem Codex schreibt (heute in der Biblioteca
Ambrosiana Milano) Das Kloster ist damit um mehr als 100 Jahre älter
als das Kloster S. Maria del Patire (Patirion).
Das Kloster hatte einen guten Ruf. Deshalb schickten immer mehr wohlhabende Familien byzantinischen Ursprungs ihre Söhne in das Kloster, so auch die Eltern des kleinen Bartolomeo, geboren 981, der mit 7 Jahren ins Kloster kam, um dort Grammatik, Rhetorik und Dialektik zu lernen, wo er bis 995 blieb, bevor seine weiteren Wege sich verbinden mit denen des San Nilo von Rossano.
In der normannischen Zeit sollte das Kloster latinisiert werden, also
vom griechischen Ritus in den lateinischen überführt werden. Den Auftrag
dazu hatten die Benediktiner, tatsächlich aber tat es der Orden des
Joachim von Fiore. Es gab nun ein Klostergebäude, ganz in der Nähe des
alten Höhlenklosters, an der Stelle, wo früher die Familie Pirelli wohnte
und jetzt die Familie Fontana wohnt, und zwar nach den alten griechischen
Klosterplänen. Auf die Grundmauern der dazugehörigen Kirche wurden später
Municipio und Scuola Elementare gebaut, die heute aber leer stehen.
Die
Grotten des Klosters:
La Timpa di S. Giovanni - so wurde der Felsvorsprung, auf dem das Kloster
liegt, schon immer von den Bewohnern von Caloveto genannt - ist verbunden
mit dem Ort durch eine Landzunge. In den 60er Jahren hängten dort noch
die Frauen des Viertels Pedale die Wäsche in die Sonne. Regen verursachte
einen großen Spalt. Anfang der 60er Jahre stürzte das schwächste Stück
auf einer Höhe von ca 100 m ein und hinterließ nur noch einen schmalen
Streifen als Verbindung mit dem Ort. 30 Jahre lang konnte man die Mönchszellen
nicht besuchen, weil der 1 m breite Streifen nach beiden Seiten stark
abfiel.
Bürgermeister Pietro Pirillo hat 1994 mit den Arbeiten an einem gesicherten
Übergang beginnen lassen. Betritt man heute das Kloster durch das Eingangshäuschen,
so führen ca 20 Stufen hinunter zur ersten Grotte "Colombaio", sie heißt
so, weil man sagt, die letzten Mönche hätten hier Tauben gehalten. Von
hieraus ging es einmal weiter zu weiteren 5 Grotten.
In einer kleinen und feuchten Grotte gab es vier kleine Vertiefungen,
in denen sich Wasser sammelte. Die größte, in der Mitte, wurde "Quelle
des Johannes" genannt, die kleinste "Gesu Bambino", die mittlere und
kreisrunde war die der "Madonna" und die letzte - halb bedeckt von einer
Feigenwurzel -war "S. Giuseppe" gewidmet.
Wenn die Erosion fortschreitet, werden die Grotten irgendwann einmal
verschwunden sein.
Der Volksglaube erzählt, dass sich die Stufen, die man zu den Grotten hinabsteigt, beim Heraufgehen vermehren.
Fromme Überlieferung erzählt auch: Das Wasser der Quellen im Innern der Grotten vermehrt sich, wenn ein gläubiger Mensch hinuntersteigt. Es versiegt, wenn jemand nur aus Neugier kommt.
Johannes Calibyta
Von
ihm existieren drei Biografien: Eine ist verfasst von dem Bibliothekar
Anastasio und wurde um 868 - 76 ins Lateinische übersetzt, eine zweite
wird in der Vatikan. Bibliothek aufbewahrt und eine dritte befindet
sich in der Nationalbibliothek in Paris.
Das Leben des heiligen Giovanni Calibyta ereignet sich in der Zeit von
426 - 450 nach Chr. unter den Kaisern Theodosius II und Marcianus im
Osten, und Valentinian II im Westen. Es war eine Friedensperiode zwischen
Ost- und Westrom.
Die Eltern gehören zur Oberschicht Konstantinopels. Der Vater Eutropius
ist Senator und General, die Mutter Theodora, so heißt es, ist eine
"reiche Matrone".
Von Giovanni erzählt man, er habe als Kind seine Eltern gebeten:
"Alle Kinder haben ein Evangelium und lesen es. Und ich habe keins.
Ich schäme mich."
Deshalb schenken ihm seine Eltern ein wertvolles goldenes Evangelium,
geschmückt mit Gemmen und Perlen im Wert von 500 Goldstücken.
Die ersten beiden Söhne der Familie treten in die Fußstapfen des Vaters
und gehen in die Politik. Doch Giovanni wählt einen anderen Weg.
Seine religiöse Berufung geschieht durch einen akoimetischen Mönch,
der auf dem Weg nach Jerusalem ist und in Konstantinopel Almosen sammelt.
Als der Mönch von Jerusalem zurückkommt, zieht Giovanni mit ihm und
versteckt sich im Akoimetenkloster Irenaion auf der asiatischen Seite
des Bosporus, gegründet von Alessandro von Gomon. Die Regel der Akoimeten
verlangt von den Mönchen, das Evangelium immer bei sich zu tragen, und
so besitzt auch Giovanni eine Mini-Ausgabe, mit Gold und Edelsteinen
verziert.
Als
Giovanni mit 13/14 Jahren ins Kloster eintreten will, hat der Abt Marcello
Bedenken wegen seiner Statur: Gebet, Fasten, Nachtwachen, Buße, Schriftlesung,
nächtliche Gebete und Gesänge sowie die Lesung vom Leben der Heiligen
könnten dem jungen Giovanni zusetzen. Giovanni wird ein Schatten seiner
selbst, weil er sich nur noch vom Brot der Eucharistie ernähren will.
Einen sehnlichen Wunsch hat er: Er will seine Eltern sehen. Doch zugleich
sieht er in diesem Wunsch eine Versuchung des Teufels, der ihn von seinen
Gelübden abbringen will. Weil er seine Eltern sehen möchte, aber dennoch
nicht seinen Armutsversprechen untreu werden will, beschließt er, vor
dem Palast seiner Eltern in einer elenden Hütte zu leben.
Spät nachts kommt er dort an. Die Eltern erkennen ihn nicht, so verändert
ist er. Der Vater lässt ihm Unmengen von Speisen bringen. Die Mutter
will ihn fortjagen. Da baut ihm der oberste Diener eine Hütte (capanna),
in der er bis zu seinem Lebensende wohnt.
Die Biografen erzählen, dass Gott Giovanni im Traum erschienen sei und
ihm gesagt habe, er würde in drei Tagen sterben. Da entschließt er sich,
sich den Eltern zu offenbaren. Er lässt seine Mutter rufen, doch sie
weigert sich zu kommen. Giovanni bleibt hartnäckig, wissend um die Prophezeihung.
Von ihrem Gatten ermutigt lässt sich Theodora umstimmen. Da zeigt Giovanni
ihr das goldene Evangelienbüchlein, das ihm damals der Vater geschenkt
hat, und sagt ihr, dass er in seinem jetzigen Gewand begraben sein will.
Die Eltern erkennen das Evangelium und wollen von ihm wissen, warum
sie ihn nicht früher erkennen konnten. Giovanni eröffnet ihnen, dass
er versucht war, in den Palast zurückzukehren, obwohl er doch bis ans
Ende seines Lebens in Armut leben wollte.
Nach dem Tod des Sohnes will Teodora den
Leichnam in wertvolle Gewänder hüllen, doch sie wird gelähmt. Eutropius,
der Vater, versteht das Zeichen, und sie wandeln den Palast in ein Pilgerhospiz
um. An der Stelle, wo die bescheidene Hütte stand und wo Giovanni begraben
war, errichten sie eine Kirche, die 18 Jahre nach seinem Tod im Jahr
468 fertig ist. Sie wird am 15. Januar eingeweiht, dem Fest des heiligen
Johannes Calibyta.
Die örtliche Legende erzählt, S. Giovanni Calibyta sei ursprünglich
aus Rom gekommen und habe sich in den Ort verliebt, wo heute Caloveto
steht. Hier habe er einem frierenden Betteler seinen Mantel geschenkt.
Vermutlich handelt es sich um eine Verwechslung: Konstantinopel war
ja das "neue Rom".
Im 9. Jahrhundert wurden die Reliquien auf die Tiberinsel
in Rom gebracht; die Kirche des Krankenhauses trägt den Namen des Heiligen. Die "Fatebenefratelli" pflegten die Verehrung des Heiligen
durch die Jahrhunderte Die heutigen Bilder in der dortigen Kirche stammen
aus dem Jahr 1741. Außerdem wird er im Dom zu Parma verehrt.
(Aus: Aldo Platarota, CALOVETO - Profilo Storico dalle
origini al Duemila, Rossano/Mirto-Crosia 1996)