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Ponte di Orlando
Geht man von der Kirche Santa Sofia weiter, am Friedhof vorbei, auf der zum Flüsschen Cannavino sanft abfallenden Straße, gelangt man an einen Ort, wo noch heute die Reste einer uralten Brücke zu sehen sind, möglicherweise aus römischer Zeit, eng und mit einer spitzen Erhebung, ein Typ von Brücke, der auch „Eselsrücken“ genannt wird, der Ponte di Orlando. Die Brücke wurde so genannt nach der wenige Schritte entfernten gleichnamigen Mühle. Sie brach ein in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Ansatz eines Brückenbogens ist noch zu erkennen. Die Bauweise lässt auf römischen Ursprung schließen, darauf weist die Ähnlichkeit mit einer Brücke aus römischer Zeit in Aprigliano hin. Auf den römischen Ursprung könnte auch ein Stück gepflasterten Weges mit Seitenmauern hindeuten. Auf jeden Fall ist Joachim häufig über diese Brücke gegangen; sie gehörte zu seinem persönlichen Schatz an Bildern. Diese Brücke mit ihrem ‚diesseits‘ und ‚jenseits‘ könnte der originäre Schauplatz sein, an dem die imaginäre menschliche Person in Joachims Gedicht ‚De Gloria Paradisi‘ „ jenseits des Fegefeuers des Lebens über die Brücke des letzten Urteils ihren Aufstieg beginnt.“ Dann wäre diesseits der Brücke das irdische Leben im Fegefeuer, und jenseits wäre dann das Paradies. Die Brücke würde dann das Gericht symbolisieren, durch das die menschliche Seele geht. Die Brücke trennt oder verbindet idealerweise die weltlich-säkulare Welt des Joachim mit seiner mystischen Berufung, über diese Brücke begibt er sich auf die Höhen der Sila, widmet sich dem klösterlich-kontemplativen Leben und gründet einen neuen Orden, geleitet vom Willen zur Erneuerung und von der Hoffnung. Jenseits der Brücke ist der paradiesartige „campus amoenissimus“, Destro genannt wegen seiner optimalen Lage, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts reich an Obstbäumen und Weinbergen, verstreut auf diesem Hügel, über den der Weg weiterführt bis zu den Abhängen des Monte Fondente.
Bibliografischer Hinweis
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