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JOACHIMSWEGE

Rundweg Celico
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2. La vigna del Padre

 

Der Weinberg des Vaters

„Seit meiner Jugend bin ich ein Bauer …“ (Joachim von Fiore Exp., f. 175b)

„Noch als Halbwüchsiger zog sich Joachim von Fiore an einen Ort zurück, der ganz von Bäumen umgeben war, in den Weinberg des Vaters Mauro im Gebiet von Celico, der im Osten an ein Saatland von dreieinhalb tomolate (ein tomolo sind ca 4 Quadratmeter) grenzte, im Westen an das Flüsschen Jovino oder Cannavino. Und er streckte sich aus auf einem großen und harten Felsen, der sich an diesem Ort befand und eine Neigung aufwies. Er betete zu Gott in der größten Tiefe seines Herzens. Von so viel Tugend erwuchs eine Blume, und wenn man sie mit Devotion und Glaube anwandte, dann half sie bei Krankheiten und Verwundungen und gab allen die so sehr ersehnte Heilung. Eine Frau aus Celico namens Pacifica Ferrara, so etwa um das Jahr 1500, hatte einen Esel, der wegen einer Wunde schlecht arbeitete. Sie hatte an ihm schon vielerlei nutzlose Mittel ausprobiert. Sie sah die Blume und legte sie auf die schwärende Wunde auf. Der Esel erholte sich von der Verletzung, aber von dem Moment an, in dem das heilige Mittel auch auf Tiere angewandt wurde, verlor die Pflanze ihre heilende Wirkung und verdorrte. Von diesem Ort, an dem die Blume wuchs, verbreitete sich ein Duft von Gummi Arabicum, so wie Weihrauch, und diesen Duft riecht man bis in unsere Tage, sofern man von Glauben und großer Ehrfurcht bewegt ist. Der genannte Weinberg wurde vom ehrwürdigen Priester Don Lorenzo Rodi erworben, der ihn noch heute besitzt …“

(Gregorius De Laude, Magni Divinique Prophetae Beati Joannes Joachimi … Neapoli 1660

Und in einer anderen Version:

Sein Vater hatte einen Weinberg nicht weit weg vom elterlichen Haus, und dort, wo der Weinberg aufhörte, gab es einen dichten Wald, der sich bis zum Flüsschen Cannavino hin ausdehnte. An diesem Ort befand sich ein großer und langer Felsbrocken, von der Natur so zurechtgelegt dass man ihn als Betschemel und auch als Bett nutzen konnte. An diesen einsamen Ort ging der junge Joachim oft, um seine Gebete zu Gott zu erheben, oft unter vielen Tränen. Die häufigen Kontakte mit seinem reinen und keuschen Körper lösten sozusagen die Härte dieses Steins auf, und es entsprang diesem Ort eine Blume, die - wie man sagt - die wundersame Eigenschaft besaß, Wunden und verschiedene Krankheiten zu heilen. Das war bald im Ort bekannt; nun gab es eine Frau in der Umgebung, die krankes Vieh besaß, und sie glaubte, dass die Blume über die Tiere die gleiche Macht besitzen würde wie über die Menschen. Weil sie sich das Herbeiführen des Viehs ersparen wollte, riss sie die Pflanze mitsamt den Blättern und Blüten aus der Erde und nahm sie mit sich fort.

Die Nachbarschaft war über den Verlust dieser wunderbaren Blume so entsetzt, dass der junge Joachim, von ihrer Enttäuschung tief bewegt, sich von neuem ins Gebet vertiefte, und davon erwuchs zwar keine solche Blume, sondern ein Likör, der die gleichen Wirkungen hatte wie zuvor die Blume. Und der hörte nicht auf zu tropfen bis zum Ende von Joachims Leben.

V. Gervaise, Histoire de l’abbè Joachim, surnommè le ProPhète, Paris, Giffart, 1745, tradizione V. Napolillo

Bilder:          (Alle Fotos von Francesco Scarpelli)

1: Panorama

2: Früchte des Vogelbeerbaums

3: Blumen in diesem Gebiet

4-5: Buch

6: Der Weg hinab zum Weinberg

7: Ein Weinstock