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JOACHIMSWEGE

Rundweg Celico
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3. Calderazzi

 

Calderazzi, altes jüdisches Quartier in Celico

Calderazzi oder Quararazzi gehört zu den ältesten Quartieren des mittelalterlichen Dorfes; es war der tiefst gelegene Teil von Celico, überragt vom Haus der Familie Joachims im Quartier Sopranisi. Der Name des Quartiers leitet sich her vom alten Handwerk der Kupferschmiede, und dies war eine typische Tätigkeit der jüdischen Bevölkerung. Dies wird auch erwähnt von Annie Sacerdoti im Buch „Guida all’Italia Ebraica“.

Ein geflügeltes Wort in der ganzen Gegend von Cosenza war der Spruch: ‚Celico Città Crudele Crocifisse Cristo‘, also: ‚Celico, die grausame Stadt, kreuzigte Christus‘. Das kann ein Hinweis sein auf eine beachtliche Präsenz jüdischer Bevölkerung; möglicherweise bildete sie sogar die Mehrheit, so sehr, dass dadurch die ganze Bevölkerung Celico’s in einen negativen Zusammenhang gebracht wurde. Der Satz hat seinen Ursprung in einer negativen Lesart von fünf ‚C‘, die auf einem Bogen oder auf der Fassade der Pfarrkirche San Michele zu sehen waren. Selbstverständlich war die jüdische Präsenz in Celico insgesamt alles andere als nachteilig für den Ort.

Gustavo Valente erwähnt einen bekannten Juden aus Celico, einen gewissen Giaquinto di Giordano, der im 15. Jahrhundert ein berühmter Chirurg war. Von ihm spricht auch Oreste Dito, der Celico unter die jüdischen Zentren von Kalabrien einreiht.

Neubekehrte aus Celico tauchen dann auch in den Akten des Notars Benedetto De Amone in Cosenza aus dem 16. Jahrhundert auf; die Dokumente befinden sich heute im Staatsarchiv in Neapel.

In Celico finden sich bis heute viele Nachnamen von jüdischen Familien, die zum Christentum konvertiert sind, unter anderem gibt es den Namen Jureo, der unmissverständlich auf eine Familie jüdischen Ursprungs hinweist. Einer dieser Nachnamen ist auch Iaccino, der nach Gregorio De Laude den Nachfahren der Familie von Joachim zuzuordnen ist. Viele stimmen überein, dass die Nachnamen mit dem Beginn auf Jo … gewöhnlich hebräischen Ursprungs sind. Im Alten Testament treffen wir viele Persönlichkeiten mit einem solchen Namensanfang, darunter auch Joachim. Für eine Annahme, dass die Familie von Joachim jüdische Vorfahren gehabt haben könnte, spricht auch ein anderer Hinweis, eine Notarsnotiz aus dem Jahr 1509, heute im Staatsarchiv in Neapel, aus den Akten des Notars Benedetto de Amoni, in der von einer Immobilie in der Giudecca, also dem jüdischen Viertel von Cosenza die Rede ist, die einem gewissen Iannis Ioachini gehöre. Auch in Celico verzeichnet der Notar ein Mitglied der Familie Ioachini. Die Abweichung gegenüber dem Namen Joachim ist noch vergleichsweise gering. Zunächst wurde nur am Beginn des Namens das „J“ durch das „I“ ersetzt, dann am Wortende das „m“ durch die Silbe „ni“. Jedenfalls zeichnet sich darin schon ab, dass die Nachnamen entsprechend den Dekreten über die Ausweisung der jüdischen Bevölkerung geändert werden mussten und so der Name Iaccino entstand. Denn die Juden, die bleiben wollten und konnten, mussten Glauben und Namen ändern.

Bibliografische Hinweise:

  • Annie Sacerdoti, Guida all’Italia Ebraica, Casale Monferrato, Marietti, 1986.
  • Gustavo Valente, Chiese conventi confraternite e congreghe di Celico e Minnito,  Edizioni Frama Sud, Chiaravalle Centrale (CZ), 1979.
  • Oreste Dito, La Storia Calabrese e la dimora degli ebrei in Calabria, Ed.Brenner, Cosenza, 1979.
  • Filena Patroni Griffi, Ebrei negli atti del notaio Benedetto De Arnone di Cosenza (sec. XVI), in Nicolaus, Rivista di Teologia ecumenico-patristica, anno XXII, 1995, fasc. 1 nuova serie, Bari.
  • Gregorio De Laude, Magni Divinique Profhetae Beati Joannis Joachim Abbatis, ..., Neapoli, 1660.
  • Francesco Scarpelli, Celico Città Celeste, Edizioni Pubblisfera, San Giovanni in Fiore (CS), 2008.

 

Bilder:     (Alle Fotos von Francesco Scarpelli)

1: Panorama

2: Machazòr (Gebets- und Ritenbuch) mit einem Haggada-Fragment, Katalonien 14. Jahrhundert, mit der Darstellung des Auszugs Israels aus Ägypten

3: Gebetbuch, Ost- oder Mitteldeutschland, 15. Jahrhundert

4: Siddùr (Gebetbuch), Ost- oder Mitteldeutschland, 15. Jahrhundert

5: Wandmalerei, stellt den Ortsteil Minnitu dar, von drei Bergen überragt, von denen der rechte ein Vulkan ist.