Wanderungen
Longobucco
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E
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Der
Silberminenweg
Torrente Manna - Maddalena – Castello – Macrocioli
Bergbau-Orte rund um Longobucco
Dauer |
3 Stunden |
Länge |
6 km |
Karte |
IGM Nr. 552 Corigliano
Calabro 1:50000 – hilft allerdings nur für die Groborientierung.
Im Rathaus (alla commune) von Longobucco ist ein Heft (in
it.) mit einem Wegeplan sowie vielen Fotos kostenlos erhältlich:
La via delle miniere. |
Höhenunterschiede |
Aufstieg 415 Höhenmeter,
Abstieg 380 Höhenmeter; der Weg bewegt sich zwischen 750 und
1080 Meter Höhe ü.d.M. |
Schwierigkeitsgrad |
mittel |
Busverbindungen |
Busverbindungen Longobucco
Busverbindungen
von Rossano Scalo nach Longobucco
|
Nicht
vergessen |
Achtung:
Es ist verboten, die Bergwerks-Schächte auf eigene Faust
zu erkunden! |
Geologie |
Granitfels mit Adern
von schwefel- und silberhaltigem Bleierz, genannt „Galanza“
(70% Blei, 0,075% Silber) |
Quellen |
Fonte „Maddalena“,
Vallone „Galanza“ |
Flora und
Fauna |
Flora: Mischwald, Kastanien,
Erlen, Gebüsch von krautigen Gewächsen, Adlerfarn, Ginster
Fauna: Fuchs, Wildkatze, Eichhörnchen, Viper, Eidechsen |
Die
Berge rund um Longobucco sind reich an Mineralien. Das silberhaltige
Erz wurde bereits von den Sibaritern, den Krotonesen
und den Römern ausgebeutet. Die ersten schriftlichen Dokumente
bezogen auf die Silbergewinnung reichen ins 12. Jahrhundert zurück.
In den Minen arbeitete man mehr oder weniger intensiv bis in die Anfänge
des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche frühere Bergwerke sind zugeschüttet
bzw. heute von Häusern im Stadtgebiet bedeckt.
Um
sich die grobe Wegführung vorstellen zu können, hilft es zu
wissen, dass Longobucco dicht gedrängt zwischen drei Flüsschen
erbaut ist: Im Tal unten verläuft der Trionto. Ihm fließen
zu das Flüsschen Manna (von unten gesehen rechter Ortsrand)
und das Flüsschen Macrocioli (von unten gesehen linker
Ortsrand). Der Minen-Wanderweg bewegt sich am rechten oberen Ortsrand
das Flüsschen Manna entlang, quert dann den bewaldeten Hang oberhalb
des Städtchens, teilweise auf der Staatsstraße 177, die sich
oberhalb des Ortes den Hang hinaufwindet, bis zum Tal des Flüsschens
Macrocioli, um dann oberhalb des Macrocioli zum Ort zurückzuführen. Seit
2004 führt ein gut bezeichneter Weg mit Lehrtafeln, zahlreichen
Picknicktischen und Grillstellen den Bergbau-Lehrpfad entlang. Im August
2005 fand die offizielle Eröffnung des Wanderweges statt. Die Überschreitung
des Flüsschens Manna gleich am Beginn ist nun über
eine neue Brücke möglich. Am Beginn des Pfades steht eine
Infotafel mit Wegskizze.
Vom
Ort Longobucco aus geht man auf der ansteigenden Straße
S.S. 177 bis zur Kurve am oberen rechten Ortsende beim Wohngebiet Calvario.
Mitten in der Kurve zweigt das Sträßchen ab, das zum Flüsschen
Manna hin abwärts führt. Nach wenigen Metern zeigt
eine Informationstafel die möglichen Wanderwege im Gebiet des früheren
Erzbergbaus oberhalb von Longobucco. Mit der kleinen Holzbrücke
über das Flüsschen Manna beginnt der Sentiero delle Miniere.
Neben Gärten, die das Wasser des Manna zur Bewässerung nutzen,
gelangt man allmählich - immer unter Esskastanien wandernd - zum
Pietra Longa, einem markanten Felsen, mit dem das Gebiet des Silbererz-Bergbaus
beginnt. Geht man am Felsen (auf der rechten Seite des Flussbetts, von
unten gesehen) auf dem Weg weiter, so befindet sich nach kurzer Zeit
ein fast verschütteter Schacht direkt am Weg an der rechten Wegseite.
(Hinweistafel)
Wenig später findet
sich ein höhlenartiger Schacht auf der (von unten gesehen) linken
Seite des Flüsschens (Hinweisschild), kurz vor einem Rastplatz
mit Bänken, Tischen und Grillstelle. Auf Tafeln wird die Reinigung
und Verhüttung des Erzes beschrieben.
Geht man den Weg weiter aufwärts,
so findet sich an einer weiteren Picknickstelle ein Wegweiser mit mehreren
Wegrichtungen.
Nimmt man den Weg Pizzo,
der auf dem Plan gelb eingezeichnet ist und der auf dem rechten Ufer
des Manna aufwärts führt, so gelangt man in eine
herrlich einsame Wald- und Bachlandschaft. (gleicher Weg zurück).
Nimmt man den Sentiero
in Anello (Ringweg), so begibt man sich strikt in Richtung des
entsprechenden Hinweis-Pfeils bergaufwärts, wo ein Zickzackweg
ca 60 m weit in eine Spitzkehre der SS (Staatsstraße) 177 zwischen
km 36 und km 37 mündet. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
Variante a (inoffiziell,
mit weniger Straße):
Der
Weg folgt der Straße in leichtem Anstieg für ca 1 km, vorüber
an der Quelle Maddalena (nach ca 700m auf der rechten Straßenseite),
bis kurz vor der nächsten Kurve (zwischen Km 36 und 35). Dort wo
die Leitplanken unterbrochen sind, führt ein Weg abwärts,
wo er erneut auf die SS 177 trifft. Nun folgt man der Straße abwärts
bis zur Kreuzung Longobucco - Fossiata - Bocchigliero.
In diesem Gebiet befindet
sich das Vallone Galanza, wo das bleihaltige Silbererz gefördert
wurde und wo sich vermutlich die Anlagen zur Reinigung des Erzes sowie
die Werkstätten befunden haben. In einer Höhe zwischen 1000
m und 1050 ü.d.M findet sich ein großes Vorkommen von Galanza
(von Galena = grau-metallisch aussehendes, schwefelhaltiges
Bleierz), deshalb heißt der Ort auch Vallone della Galanza,
früher einmal ein Tagebau-Gebiet; unterhalb davon befindet sich
eine kleine Quelle.
In dieser Zone entlang dem Fluss waren im 16. Jht. die Silber-Abbaugebiete
Furna und Serra zu sehen.
An der Kreuzung kann man den Fahrtweg zum Flüsschen Macrocioli
abwärts nehmen oder zwischen den Gärten zum Macrocioli
hinuntergehen. Man gelangt auf den Fahrweg, der auf der (von oben
gesehen) rechten Seite des Flüsschens abwärts führt.
Etwa auf der Höhe der ersten Häuser von Longobucco
zweigt links ein Fahrweg hinunter zum Flüsschen ab, der nach wenigen
Metern am Flüsschen endet. Hier gab es früher einmal eine
Brücke. Der Fahrweg ist unterbrochen, seitdem der Berghang unterhalb
des Ortes abrutschgefährdet war und deshalb mit Beton befestigt
werden musste. Auf einem improvisierten Übergang überschreitet
man das Flüsschen. Gleich nach dem Übergang nimmt man links,
also flussaufwärts, den kleinen Pfad zwischen den Gärten.
Dieser Pfad mündet in den Zickzackweg, der aufwärts zu den
zahlreichen kleinen Ställen am Hang führt. Bleibt man auf
diesem Pfad, so gelangt man nach Longobucco an der Stelle,
wo sich das Wohnviertel Santa Croce befindet, und zwar genau
da, wo ein schmiedeeisernes Kreuz (Santa Croce!!) auf den Namen des
Wohnviertels hinweist.
Will man den Weg umgekehrt
gehen, so geht man im Ort Longobucco am (von unten gesehen)
linken Ortsrand entlang aufwärts, bis man links vom Kreuz im Wohnviertel
S. Croce den Eingang des Weges gefunden hat, der zum Macrocioli
abwärts führt.
Variante b (inoffiziell,
mit mehr Straße):
Gelangt
man in der Spitzkehre auf die SS 177, so geht man abwärts und gelangt
auf diese Weise zum Vallone Galanza (früher Erz-Lagerort
und Werkstätten). Bleibt man auf der Straße oberhalb des
Macrocioli, so gelangt man zum Ausgangspunkt der Ring-Wanderung
zurück in der Spitzkehre oberhalb von Longobucco am Flüsschen
Manna, dort wo die Tafel mit der Wege-Übersicht steht.
Geschichte
der Silberförderung in Longobucco
Im 7. Jahrhundert v.Chr. errichteten
von der nahen griechischen Stadt Sibari gesandte Bergarbeiter
Wohnstätten bei den Minen nahe dem heutigen Ortskern, z.B. an der
Mine Il Castello und der Mine im Vallone Mazza (heute mit Häusern
bebaut), der Mine von S. Pietro usw.
Die Ankunft der achaischen Siedler veränderte die Siedlungsweise.
Lebten die ursprünglichen Bewohner als Viehhirten in spärlichen
Hütten (Capanna), so entstand nun ein Gehöft, und die Ausbeutung der Blei–Schwefel–Silber–Adern
(Galanza) kam als Tätigkeit hinzu, was u.a. einen beachtlichen
Bevölkerungszuwachs mit sich brachte.
Das Metall von Longobucco diente zur Münzherstellung bei
Sibaritern, Crotonesen und Römern. Dabei
dürften die ursprünglichen Einwohner Longobuccos entweder
als Sklaven oder als Freie mitgewirkt haben.
Im
Jahr 282 v.Chr. stationiert der römische Konsul Fabrizius
nach seinem Sieg über die Lukanier eine Garnison Soldaten
sowie 10 Galeeren in Schiavonea/S.Angelo.
Die Soldaten mussten u.a. auch den Silberbergbau in Longobucco
sowie die Münzprägestelle von Copia/Thurio vor Räubern
und Piraten schützen, denn Copia /Thurio wurde um 90 v.Chr.
römische Stadt mit eigenem Münzrecht.
Im
Jahr 77 v.Chr. besetzte Spartakus mit seinen aufständischen
Sklaven Copia und bezahlte mit den vorgefundenen Münzen
seine Bewaffneten.
Um
das Jahr 1000 n.Chr. existieren folgende Gutshöfe in der Gegend
von Longobucco:
1. Filigene, in
südöstlicher Lage, sonnig und fruchtbar, bestehende Siedlung
von den Griechen übernommen und benannt.
2. Prastiu (von proasteion = Vorstadt) – diente wohl
zur Kontrolle des Trionto und zum Fernhalten unerwünschter
Besucher.
3. Anghisto – „ganz nahe“, ein Bergwerksort
ganz nahe dem Ortszentrum,
genannt im Anjou-Register von 1270 und 1277, worin auch die
außerhalb gelegenen Ortsteile für steuerpflichtig erklärt
wurden.
4. Bonia – Wo der Lehensnehmer Pietro di Livonia
die Kirche S. Pietro bauen ließ, lag das Viertel
Bonia. Dort wurde auch Metall gefördert.
5. Borgo – früher einmal außerhalb des Ortes
gelegen, möglicherweise eine Siedlung deutschstämmiger Bergleute.
Die
ersten schriftlichen Zeugnisse bezogen auf die Silbergewinnung gehen
zurück bis ins 12. Jahrhundert. Im Jahr 1197 hatte Kaiser Heinrich
VI. seinen Vasallen Pietro di Livonia ermächtigt,
mit der Gewinnung des wertvollen Minerals zu beginnen.
Während der Anjou-Herrschaft wurde die Tätigkeit
in den Bergwerken verstärkt vorangetrieben. Um das Jahr 1288 wurden
103 Mark und 7 Unzen reines Silber gewonnen. 1282 warb König Karl
von Anjou, der damals mit dem Vespro-Krieg beschäftigt war,
dreißig Bergleute aus Longobucco an für die mühsamen
Arbeiten in Trincea.
Sogar Joachim von Fiore wandte sich an den Sila-Ort wegen der
Herstellung einiger Kelche.
Die örtlichen Silberschmiede waren in ganz Süditalien berühmt.
Bekannt ist namentlich der Meister Giovanni di Longobucco,
Schöpfer des silbernen Prozessionskreuzes im Dom zu S. Marco
Argentano.
Nach einigem hin und her kamen die „wichtigsten Bergwerke des
ganzen Reiches“ 1505 an Gallazzo Caracciolo von Neapel.
1566 fällt die Silbergewinnung an die Jurisdiktion des königlichen
Hofes zurück.
Um 1650 begannen die Kosten für den Abbau den daraus erzielten
Gewinn zu übersteigen.
Am Anfang des 18. Jahrhunderts begannen einige deutsche Bergleute, die
alten Schächte zu reaktivieren. Die Arbeit dauerte mit wechselnder
Intensität, bis 1783. 1826 versucht der Baron Compagna
die alte Silbergewinnung wieder aufleben zu lassen, aber schon zwei
Jahre danach geriet das Geschäft endgültig in Vergessenheit.
Zwischen dem 15. Und 16. Jahrhundert besaß der königliche
Hof zu Neapel fünf Minen:
1. Das Gebiet bei Longobucco
2. Reinella
3. Serra Stuppa
4. Lagonia und
5. Fossi Loco
Außerdem gehörte zum Staatsbesitz der Schutz des sogenannten
Vallone di Macrocioli, wo sich die Öfen und das Lager
befanden.
Bergwerk und Bergleute
Auf dem Gelände, wo das
Silber gefördert und verarbeitet wurde, war es verboten, Holz einzuschlagen,
zu weiden, anzupflanzen und zu fischen. Auch an die Kanäle durfte
man nicht heran. Den Einwohnern von Longobucco war der Holzeinschlag
nur für den persönlichen Gebrauch der Familie gestattet.
Über die Minenarbeiter hatte der königliche Hof volle juristische
Zuständigkeit in zivilen und
strafrechtlichen Dingen. Kein Tribunal, Beamter oder Baron durfte sich
einmischen.
In den Bergwerken arbeitete man von März bis Juni.
Am 29. Juni (Fest Peter und Paul) ließen die Bergleute die
Galanza (Erz) und die Werkzeuge ruhen, um sich der Einbringung
der Getreideernte zu widmen. Mitte August kehrten sie dann in die Bergwerke
zurück, um dort bis Ende Oktober zu arbeiten. Danach kam wieder
die Landwirtschaft an die Reihe: Olivenernte, Weinlese, Baumschnitt.
Im Januar ging man an die Verarbeitung des Erzes, das im Lager angehäuft
war. Die Verhüttung des Minerals begann am 1. März. Man arbeitete
in Gruppen, und jede Mannschaft bestand aus 6 – 8 Leuten. Der
Gruppenchef musste über die Erträge seiner Mannschaft Buch
führen. Für jeden Bergmann lieferte der königliche Hof
zehn Rollen Eisen, um Hacken, Spitzhacken und andere notwendige Eisenwerkzeuge
herzustellen. Die Gegenstände durften ausschließlich für
die Silbergewinnung verwendet und nicht weitergegeben werden.
Außerdem wurde jedem Bergmann ein Dukaten für verschiedene
Anschaffungen zugestanden.
Die Hälfte des gewonnenen Materials stand dem königlichen
Hof zu, die andere Hälfte den Bergleuten, die aber verpflichtet
waren, ihren Anteil an den königlichen Hof in Neapel zu
verkaufen.
Die Arbeit der Extraktion
des Minerals wurde in zwei Arbeitsgängen durchgeführt:
Das geförderte Material wurde zuerst in der Mühle zerkleinert
und danach in der „Wäsche“, aufs Genaueste gereinigt.
Dann wurde das Blei/Schwefel/Silber - Erz zu den Öfen gebracht
und in
entsprechenden Behältnissen (cascioni) allmählich verarbeitet.
Das Material wurde in eine „Mamma“ genannte Flüssigkeit
getan und neben dem Hochofen des oberen Ofens gelagert. Diese Arbeit
dauerte weitere 5 Tage. Die Galanza“(Erz) schmolz, genannt
piombo d’opera (Blei in Arbeit) und wurde dann nach und
nach zum unteren Ofen gebracht, um dort geläutert zu werden. Nach
ca zwei Stunden im Feuer begann das Mineral von neuem zu schmelzen.
Sobald der Schmelzmeister die weißen und leuchtenden Blasen des
Silbers wahrgenommen hatte, stoppte er den Blasebalg und kühlte
das Metall mit Wasser ab.
So wurde das Silber gewonnen; zurück blieb das Blei in zwei Qualitäten:
grilla = reines Blei, und cinerazzo= Blei mit Asche
vermischt. Manchmal wurde das Letztere nicht weiter verwertet.
Das Silber wurde an den königlichen Hof nach Neapel gebracht.
Perspektiven
In Zusammenarbeit mit Archäologen und Geologen von UNICAL soll
der Parco Minerario von Longobucco entstehen, in dem
die alten Schächte (pozzi) geschützt und hergerichtet
werden. Die Entstehung des neuen Wanderwegs ist ein wichtiger Teil davon.