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Aber das Heimweh nach der heimatlichen Erde, die Erinnerung an ihr kleines Zuhause am Meer ließen sie auf Flucht sinnen aus diesem Palast, der reich war an Geld und Damast. Und so verließ sie schließlich den Mann, den sie lieben gelernt hatte, und mit einem weißen Schiff kehrte sie in die Heimat zurück. Der Sultan ahnte, dass früher oder später der Lockruf des Landes, das ihm dieses wunderbare Geschöpf geschenkt hatte, zu Laura sprechen würde. Er sagte zu ihr: "Ein altes arabisches Klagelied sagt, dass niemand für immer verlorengeht. Selbst der Tod ist nicht diese kalte Reise ohne Rückkehr, die wir alle fürchten. Das emotionale Erbe, das wir zurücklassen, wird von den Zurückbleibenden eifersüchtig bewahrt werden, und sie geben es wiederum weiter an jene, die noch folgen werden. Wir sind nichts anderes als das physische und mentale Ergebnis aller Menschen, die uns vorausgegangen sind. So wie wir jetzt zusammen sind an diesem Abend und uns miteinander und füreinander als lebendig erfahren, so fühlen wir uns verbunden mit dem ersten Menschen, dessen Fuß die Erde berührt hat. In diesem fortwährenden und unantastbaren Wandel liegt die wahre Niederlage des Todes." Laura erwidert: Mein Sultan, ich schulde dir viel, deiner edlen und einfühlsamen Seele. In diesem Palast habe ich nicht nur die feinsten Kunstgriffe der Weberei kennengelernt, sondern auch die Kunst der menschlichen Seele, die den Augen verborgen ist. Hier habe ich mit den Augen des Erkennens gelernt. Man kann mit aller Macht einen Menschen lieben, und man kann mit Durst aus der Quelle des Wissens trinken. Aber die Sehnsucht nach der heimatlichen Erde, nach dem schwermütigen Duft des Ortes, wo ich geboren bin, sind derart stark ... Laura kehrt zurück nach Cariati und bringt mit sich die Kunst des feinen Webens und die Erfahrung einer gereiften Frau. Als sie Zeugin wird, wie einige Leute ein Kind ins Meer werfen wollten, nur weil es durch die Gewalt eines türkischen Piraten gezeugt wurde, sagt sie mit resoluter Stimme und sehr ernst: "Dieses Kind ist Sohn und Vater seiner eigenen Bestimmung. Es ist eine Frucht des großen Lebensbaumes, den wir Menschlichkeit nennen. Und es ist uns nicht zugestanden, diesen Schössling abzuschneiden; nur der starke Wind der Natur darf ihn von diesem Baum abreißen. Die Menschen bewegen sich zyklisch, getrieben vom Schlechten des Krieges. Auch unser Volk hat Schlimmes in anderen Völkern bewirkt. Dieses Kind mit seiner dunklen Hautfarbe hat keine Schuld, weil es nicht den Samen von Gewalt und Hass in sich trägt. Es kennt nur die Naivität und die Unschuld des Lebens. Auf uns wartet die Aufgabe, es zum Guten und zur Erkenntnis zu erziehen. Retten wir es und machen das schönste Fest daraus, das dieser Ort je gesehen hat. Es soll ein Fest aller sein, welche die Schlachten des Lebens und des Krieges verloren haben." Mit diesen Worten schließt das Theaterstück "Laura und der Sultan", das inspiriert wurde von dieser jungen kalabresischen Frau, von der die Historiker G. Valente und Franco Liguori sprechen. Noch heute arbeiten einige Frauen in Cariati an den Webstühlen und fertigen nach Mustern, die von der verschleppten Frau aus Konstantinopel mitgebracht wurden. Die
Sarazenen haben ihre Spuren hinterlassen - nicht nur in Feuer und Vernichtung,
sondern auch in Sprache und Dialekt, in der kalabresischen Küche, im Handwerk
und in der Musik. Die Musik Kalabriens ist beeinflusst von Rhytmen und
Melodien Arabiens, Spaniens und Griechenlands. Das Mittelmeer führte unterschiedliche
Kulturen zusammen, ein Meer der Ankunft und der Hoffnungen, der Kämpfe
und der Abschiede. Die Vielfalt dieser Musik kommt zum Ausdruck in der
typisch kalabresischen Chitarra battente, die verwandt ist mit verschiedenen
Instrumenten des Mittelmeerraums. CD mit der Musik von Laura Sultana "Rotte Saracene" Neu:
BASTIMENTI, Schauspiel von Cataldo Perri über die italienische Emigration
nach Argentinien |
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