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Michele
Bartelli
San
Francesco di Paola alla corte del re di Francia
(San
Francesco di Paola am Hof des Königs von Frankreich)
DUE
TESTI PER IL TEATRO
(Zwei Theater-Texte)
erschienen
2006 im Verlag editoriale progetto 2000, Cosenza,
ISBN 88-8276-255-6, Euro 7.-
Michele Bartelli
erschließt mit seinen zwei Theaterstücken entscheidende Momente
im Leben des Francesco di Paola: Seinen Abschied von der Stadt Paola
und von Kalabrien und sein Aufenthalt am französischen Hof. Damit
betont Bartelli die Bedeutung S. Francesco's für Kalabrien einerseits
und für Europa andererseits: In Kalabrien daheim, in Europa zu
Hause - S. Francesco als Urtyp des kalabresischen Emigranten. Bartelli
stellt Francesco vor als Reformator, als Mensch des Friedens und einer
reichen Spiritualität, als eine Gestalt, die geprägt ist vom
Leben in der Stadt Paola und die zugleich den Übergang vom 15.
ins 16. Jahrhundert mitgestaltete, als das Mittelalter zu Ende ging
und der Humanismus erstarkte, als sich in der Kirche die ersten Anzeichen
der Erneuerung und Reform zeigten, die schließlich im Konzil von
Trient ihre Verwirklichung fanden. (Umschlagrückseite)
Michele
Bartelli - zur Person
Zum
ersten Stück:
Exodus. Die
Reise des Francesco di Paola nach Frankreich
Der
französische König Ludwig XI. ist schwer erkrankt. Der
Mann, der mit der gewaltsamen Einigung Frankreichs ein Modell
für ein neuzeitliches Staatswesen geschaffen hatte, wird
Opfer einer Krankheit, die ihre Ursachen in seinen Ängsten,
in Misstrauen und Gewalttätigkeit hat. Ärzte können
ihm nicht helfen. Da dringt durch napolitanische Kaufleute die
Kunde von einem wundertätigen Mönch aus Kalabrien im
Süden Italiens an den Hof : Francesco, ein Eremit aus der
Stadt Paola an der Küste des Tyrrhenischen Meeres. Der König
verlangt nach Francesco. Seine Anfrage gelangt über zweifache
Vermittlung zu den Mönchen nach Paola. Sowohl Papst Sixtus
IV. als auch Ferdinand von Aragon, König von Neapel und damit
Herrscher über Kalabrien, fordern Francesco auf, an den französischen
Königshof zu reisen, um den kranken König Ludwig XI.
zu heilen. |
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Die Nachricht von einem möglichen
Weggehen Francesco's verbreitet sich rasch unter der Bevölkerung
von Paola. Francesco, der mit den einfachen Leuten in Paola und
in ganz Kalabrien eng verbunden ist, würde mit seiner Abreise
eine schmerzliche Lücke hinterlassen. Francesco muss sich entscheiden:
Soll er in Paola bzw. in Kalabrien bleiben? Oder soll er dem Ruf
der Mächtigen Folge leisten und nach Frankreich gehen? Die
nun im ersten Stück auftretenden Personen verkörpern die
verschiedenen Interessen, die im Spiel sind. Sie spiegeln zugleich
die innere Zerrissenheit von Francesco wieder, der sich zwischen
Bleiben und Grhen entscheiden muss.
Die Frauen von Paola treten auf. Sie stehen für
Francesco's Verbundenheit mit den Leuten in Paola. Sie vertreten
das einfache Volk Kalabriens, aus dem Francesco stammt und dem
er sich besonders nahe fühlt. Er weiß von den Erfahrungen
harter Arbeit, von Krankheit und Unterdrückung. Die Hoffnung
dieser Leute ruht auf Francesco; er ist ihnen Fürsprecher
und Anwalt, brüderlicher Ratgeber und Helfer geworden. Sie
bitten Francesco, sie als seine Kinder nicht allein zurückzulassen. Dann tritt die andere Seite auf. Das sind zum
einen die Vertreter der stattlichen Autoritäten (z.B. der
Cavaliere des Königs von Neapel, der Bote, die Soldaten),
zum anderen die vertreter der kirchlichen Hierarchie in Person
vor allem des Kardinals. Sie bringen die kirchlich-politische
Verantwortung zur Sprache, der Francesco nachkommen soll. Anderen
geht es um reinen Eigennutz, wie beispielsweise den beiden jugendlichen
Kindern des Barons von Fuscaldo; sie erwarten von Francesco, dass
er sich bei den Mächtigen für ihre persönlichen
Vorteile einsetzt- Sie alle sind überzeugt, dass Francesco
nach Frankreich reisen muss, und versuchen, ihn unter Versprechungen,
Drohungen und Bitten zur Abreise zu bewegen. Francesco durchschaut
sie alle und holt sie auf den Boden des Evangeliums zurück.
Er erwartet, dass sie ihr Leben im Sinne von CHARITAS (Liebe )
und penitenzia (Bereitschaft zur Umkehr ) neu ausrichten. Höhepunkt des Stücks ist die Feier des
Aschermittwochs im Konvent zu Paola, als Francesco das Wort zu
einer Fastenpredigt ergreift. Darin ermuntert er seine Zuhörer
zum Gebet für den Frieden und fordert eine Umkehr, die in
der Liebe zu den Menschen fruchtbar wird. Angesichts des für
alle Menschen sicheren Todes ruft er auf, die Seele zu retten
und sich ganz Gott anzuvertrauen. Als Frucht dieser Predigt legt der anwesende
Kardinal sein Prunkgewand ab, empfängt das Aschekreuz als
Zeichen der Buße und zieht das einfache Gewand der Minimi über. Alle, die Francesco mit Bestechung oder Drohung zur
Reise nach Frankreich bewegen wollten, müssen erkennen, dass
der Weg nach Frankreich nur über die freie Entscheidung Francesco's
entsprechend dem Willen Gottes vorstellbar ist.
Aber auch die Frauen von Paola gehen denselben
Weg der CHARITAS und der penitenzia: Sie geben Francesco
frei aus ihrer ängstlichen Umklammerung.
So wird Francesco's Abschied für alle gleichermaßen
zu einer intensiven Schule der Liebe; und alle lernen ihn noch
tiefer kennen als zuvor.
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Zum
zweiten Stück |
Die
Morgendämmerung Europas - Der Eremit von Paola am französischen
Königshof |
Noch bevor Francesco in Frankreich
am Hof Ludwigs XI. angekommen ist, eilt ihm sein Ruf als Wundertäter
voraus. Die Berater des Königs warnen. Sie befürchten,
dass Francesco die eigennützigen Interessen des napoletanischen
Königs oder des Papsttums vertritt. Aber der unbestechliche,
einfache Lebensstil Francesco's überzeugen den kranken König;
er vertraut Francesco und stirbt getröstet im Glauben. Francesco,
der den noch jugendlichen König Karl VIII. begleitet und zu
friedvollem Regieren erzieht, kann nicht verhindern, dass Frankreich
sich mit Mailand gegen Neapel und den Papst in einen Krieg verwickeln
lässt, der für Frankreich ernüchternd endet.
Für Francesco gibt es keine Rückkehr nach Kalabrien; er
wird am französischen Hof weiterhin gebraucht. Die Anerkennung
seiner Ordensregel durch den Papst und die geregelte Nachfolge in
der Ordensleitung durch Bernardin von Otranto lassen ihn in Frieden
sterben. |
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