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Rossano
"die Byzantinische"

 

Spuren byzantinischer Spiritualität

 

Don Francesco Godino:

Greci e bizantini a Rossano. Rossano 2000

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Ikonen, Weihrauchduft, sich wiederholende meditative Gesänge, die für uns schwermütig klingen, sich hineinversenken in Gebet und Liturgie mit stark mystisch anmutendem Charakter, in einer alten Sprache, die wenigen zugänglich ist - das verbinden wir mit den Ostkirchen, den orthodoxen Kirchen oder den mit der katholischen Kirche vereinten Kirchen des ostkirchlichen Ritus. In ihrer Frömmigkeit haben die Ostkirchen vieles Wertvolle bewahrt, was im Westen nur wenig oder gar nicht erhalten blieb.

In Süditalien gab es mehrere Gründe, den Reichtum der Ostkirchen zu bewahren:
Ein Grund waren die Jahrhunderte süditalienischer byzantinischer Geschichte im Mittelalter; einen anderen Grund bildeten die vor etwa 500 Jahren zugewanderten Albaner, die in manchen Dörfern noch heute die Gottesdienste nach ostkirchlichem Ritus feiern.

Durch die Aufbewahrung des "Codex Purpureus" im Diözesanmuseum in Rossano, durch die Fresko-Ikone Maria Achiropita" in der Kathedrale von Rossano und durch die vielen kleinen Kirchen aus byzantinischer Zeit im Gebiet der Stadt Rossano blieb die Erzdiözese Rossano (- Cariati) mehr als andere der Tradition der Ostkirche verbunden.

Don Francesco Godino, früher Pfarrer in Longobucco, versucht, in seinem kleinen Büchlein Greci e bizantini a Rossano die Spur der byzantinischen Tradition in Ostkalabrien aufzunehmen.

Rossano - Klein-Byzanz

Rossano gehört zu den Städten Süditaliens, die bis heute auf ein ungebrochenes Verhältnis zur Tradition und Frömmigkeit der Ostkirchen verweisen können.

Kommt man auf der kleinen Straße von Paludi nach Rossano, so ist die kleine byzantinische Kirche S. Marco etwa 3 km vor der Rossano von der Straße aus auf der anderen Talseite zu sehen.

Waren es am Anfang arme Eremiten, die aus dem Osten (Kleinasien) kamen, so wuchsen aus dem basilianischen Mönchtum vom 9. - 12. Jahrhundert Persönlichkeiten heraus, von denen S. Nilo von Rossano die bedeutendste war, bedeutend auch durch ihre Teilhabe am politischen Leben ihrer Zeit.

Die Normannen hatten vom Papst die Forderung akzeptiert, in ihren Länderein den lateinischen Ritus einzuführen. Dies gelang auch überall, außer in Rossano. (Godino S. 41)

Als der griechische Erzbischof von Rossano starb, glaubte Ruggiero I. die Chance nutzen zu können und nominierte einen lateinischen Bischof. Doch sein Plan ging nicht auf. Eine ausgewählte Vertretung von Adligen und Volksvertretern verlangte von Ruggiero, den griechischen Ritus nicht anzutasten. Dieser gewährte deshalb von 1092 wieder den griechischen Ritus für Rossano.So gab es weiterhin einen Erzbischof, der dem griechischen Ritus folgte, ein Matteo Saraceno, Franziskaner aus Reggio, der als Person nicht unumstritten war. Er spielte eine problematische Rolle in seinem Verhältnis zu König Ferdinand von Aragon sowie beim Aufstand der Barone. Seine feste und schwere Hand spielte auch mit bei der Verfolgung und Zwangsbekehrung der Juden zu "Neuchristen". Von ihm wird erzählt, dass man ihn zum Erzbischof von Reggio machen wollte, doch er weigerte sich mit Erfolg. Papst Niccolo V. war beleidigt und verärgert. Als Matteo Saraceno dann mit Kriegsschiffen einige gefangene Christen aus dem Orient nach Rom brachte, schmolz das Eis: Der neue Papst, Callisto III, sandte ihn nach Rossano.

Wie kam es nun, dass Rossano schließlich doch vom ostkirchlichen, griechisch-byzantinischen Ritus zum lateinischen Ritus überging?

Dieser Matteo Saraceno nutzte während des Konzils von Florenz 1438 - 1445, auf dem eine Wiedervereinigung der getrennten Ost- und Westkirche versucht und fast erreicht wurde, die Gelegenheit zur Latinisierung Rossano's. Trotz der damaligen Proteste der basilianischen Mönche wurde die lateinische Liturgie eingeführt. Doch blieb in Rossano bis heute ein Rest der griechischen Liturgie erhalten: Die Palmsonntagsliturgie mit der Flursegnung.

Der Grund der Latinisierung durch Matteo Saraceno ist nicht bekannt.

 

Grundlinien byzantinischer Spiritualität (Godino S.12)

Francesco Godino zeichnet im folgenden einige Grundlinien byzantinischer Spiritualität auf.

Grundlage der byzantinischen Spiritualität zu allen Zeiten war das innerste Streben des Menschen, der - die gute Nachricht, die von Christus kommt, empfangend - das tiefe Verlangen und die Notwendigkeit spürt, den Auftrag der Vollkommenheit im eigenen Leben zu verwirklichen, durch den er dem Vater im Himmel ähnlich werden soll.

Für das Erreichen dieses Ideals gab es zu jeder Zeit verschiedene Lösungen mit entsprechenden Aspekten der Spiritualität. Hier die wichtigsten:

a) Die einfache (primitiva) Spiritualität:
In die intimità mit Gott eintreten mittels der Carità (Nächstenliebe) gemäß S. Irenäus
b) Die intellektualistische Spiritualität:
Die Kontemplation mit Hilfe des Verstandes, der in die göttlichen Geheimnisse einzudringen versucht, gemäß Evagrius
c) Die Spiritualität der Gefühle (des Erspürens):
Der Mensch "spürt" die konkrete göttliche Gnade in sich selbst (gerät dabei in die Gefahr eines mystischen Materialismus).
d) Die Spiritualität durch das Zeugnis des Gehorsams:
Alles ruht auf dem Wert des zönobitischen ( = gemeinschaftlich orientierten) Lebens gemäß S. Basilius
e) Die hesichastische Spiritualität:
Die Vervollkommung besteht nicht nur in der Kontemplation des Verstandes, der in die göttlichen Geheimnisse einzudringen versucht, sondern ebenso sehr in der Kontemplation des Herzens in seinem liebenden Streben zu Gott hin (z.B. durch die beständige Wiederholung und Vertiefung des Jesus-Gebets).

Christus lebt auch in den Brüdern und Schwestern (Godino S.14)

Francesco Godino folgt in seinen Überlegungen Teodoro Studita (759-826), dem Abt des berühmten Klosters "Studion" von Konstantinopel, wenn er in Anlehnung an Basilius von Cäsarea die lebensfeindliche Askese der Eremiten kritisiert, deren Lebensstil gegen Ende des ersten christlichen Jahrtausends offensichtlich sehr attraktiv erscheint nach dem Motto "Hauptsache, ich werde vollkommen."

Natürlich soll ein Mönch abseits von den Gütern der Welt leben und mit einem Herzen, das bestrebt ist, sich zu reinigen. Natürlich ist der persönliche Kampf gegen die Sünde sinnvoll und notwendig. Dennoch besteht die Vollkommenheit nicht so sehr in einem Leben der Einsamkeit und der Kontemplation des Eremiten, sondern im "Martyrium des Gehorsams" des Mönchs, der in Gemeinschaft mit den Brüdern (entsprechend Schwestern) lebt. Gehorsam bedeutet hier ganz umfassend, sich auf andere einzulassen. Im Mönchtum konkretisiert sich dies im gehorsamen Hören auf den Abt, der Christus repräsentiert, und auf die Brüder (entsprechend Schwestern). Denn Jesus Christus lebt auch in den Brüdern/Schwestern. Der Tag des Mönchs ist somit als ganzer ein Akt der Liebe und der Fürsorge.

Teodoro Studita tritt hier ein für das "Recht der Natur" gegen eine überzogene Übernatürlichkeit und entwirft damit eine grundsätzlich positive Sicht des Menschen.

 

 

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