Home


 

 

 

 

 

 

 

 

 

nach oben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

nach oben

 

 

 

 

 

 

 

 

nach oben

 

 

 

 

 

Migration und Seelsorge

Pastorale Impulse aus den
muttersprachlichen Gemeinden
________________________________________

Die muttersprachlichen Gemeinden stellen ein interessantes Lernfeld für die Seelsorge dar: Häufig finden sich in ihrer seelsorgerlichen Arbeit Elemente und Formen der Pastoral des Herkunftslandes wieder.

Einige Beobachtungen in muttersprachlichen Gemeinden werden hier beschrieben.
________________________________________

Oratorio

In manchen muttersprachlichen Gemeinden finden sich Familiengruppen, die sich Oratorio nennen. Ihre Treffen gestalten sie zwischen Gebet und anderem gemeinschaftlichen Tun. Was ist zu verstehen unter einem Oratorio?
Das Wort Oratorio ist abgeleitet vom lat. orare = beten. Oratorio ist also ein Raum des Gebets, im wörtlichen und im übertragenen Sinn.

Form und Begriff des Oratorio geht zurück auf Philipp Neri und bedeuten eine Form gemeinschaftlichen Zusammenseins, die ihren Ursprung und ihr Ziel im Gebet hat.

Das Oratorium des Philipp Neri im 16. Jahrhundert
Philipp Neri, 1515 in Florenz geboren, kam mit neunzehn Jahren nach Rom, nachdem er Geschäft und Erbe seines begüterten Onkels hinter sich gelassen hatte. Der Besuch der Apostelgräber und der Katakomben führte zu einer inneren Wandlung. Philipp widmete sich vernachlässigten Kranken und Pilgern und kam in seiner liebenswürdigen Art mit vielerlei Menschen in Kontakt.
Bald sammelte sich ein Kreis meist junger Menschen um ihn, die mit ihm das Evangelium oder ein Buch der kirchlichen Reform lasen und darüber sprachen. Diese Zusammenkünfte, die mit der Zeit in einen Raum unter dem Dach von San Girolamo verlegt wurden, fanden Ergänzung durch abendliches Gebet (daher der Name "Oratorium"), Krankendienst und spontane Unternehmungen.
Im Jahr 1551 wurde Philipp Neri dann zum Priester geweiht und führte seine Gemeinschaft weiter. Die Gruppe um Philipp wurde 1575 bei der Kirche S. Maria in Vallicella als Gemeinschaft des Oratoriums nach den Regeln des Kirchenrechts errichtet. Noch zu Philipps Lebzeiten entstanden weitere Gemeinschaften dieser Art.
Am Ende des 17. Jahrhunderts kam das Oratorium nach Deutschland. 1692 gründete Joh. Georg Seidenbusch das erste Oratorium in Aufhausen bei Regensburg. Bald folgte ein zweites in Wien und darauf ein drittes in München. Diesem war ein Hospital angegliedert, in dem die Oratorianer Kranke betreuten. In der Zeit der Säkularisation gingen diese Oratorien wieder verloren. 1930 wurde nach über 100jähriger Unterbrechung ein neues Oratorium in Leipzig gegründet.
1960 entstand das Heidelberger Oratorium, das 1968 von Rom an der Pfarrei St. Bonifatius formell errichtet wurde. Weitere Oratorien im deutschen Sprachgebiet bestehen in Celle, Groß-Ilsede, Nesselröden, Dresden, Leipzig, Aachen, Frankfurt am Main, München (wo es auch eine Gruppe von Oratoriumsfreunden gibt), Wien, Maria-Lanzendorf (bei Wien) und Zürich.

Giovanni Don Bosco und das Oratorio
Giovanni Bosco griff auf die Form und den Begriff des Oratorio zurück, als er begann, mit Jugendlichen an der Gestaltung und Bewältigung ihres Lebens zu arbeiten. Das Oratorio war seinem Namen nach zunächst ein Ort des Gebets. Gleichzeitig wurde es zum Ort der Gemeinschaft, wo man sich trifft, isst und trinkt, feiert, plant, ein Stück Leben teilt.
Welche Bedeutung das Oratorio in der Pädagogik Giovanni Don Bosco's hatte und hat, wird deutlich, wenn man sich Don Bosco's pädagogische Grundlinien näher betrachtet.

Die Wirkungsgeschichte des Oratorio
Die Salesianer Don Boscos griffen verständlicherweise diese Form gemeinschaftlichen Lebens für ihre Jugendarbeit auf und schufen an vielen Orten ein Oratorio als Lebensraum, quasi Vorläufer vieler heutiger Jugendhäuser. In Italien finden sich unzählige Kirchengemeinden, in denen sich Jugendliche, junge Erwachsene oder Familien als Oratorio zusammengefunden haben, mit unterschiedlicher Ausrichtung: Mal eher sportlich orientiert, mal eher musisch kulturell usw. In den muttersprachlichen Gemeinden kennen viele Erwachsene ein Oratorio als wichtigen Ort ihrer Kindheit und Jugend, wo sie Gemeinschaft erlebt haben und als Jugendliche ernst genommen wurden mit ihren Möglichkeiten und Grenzen und mit ihrer Suche.

Viele Erfahrungen aus den Oratorien Don Boscos und der Salesianer haben Eingang gefunden in die Pädagogik und sind heute Gemeingut in Jugendhäusern, Jugendzentren und Schulen. Oft wird dabei der Hauptstützpfeiler des Oratoriumsgedankens vernachlässigt: Die religiösen Aspekte der Pädagogik Giovanni Boscos, die für die Grundhaltung des Erziehenden gegenüber den Kindern bzw. Jugendlichen und für die Reifung der jugendlichen Persönlichkeiten unverzichtbar sind.

Das Konzept des früheren Innsbrucker Jesuiten Sigmund Kripp für seine Jugendzentren in Innsbruck und Fellbach beispielsweise hatte im Ursprung etwas von der Idee des Oratorio, allerdings mit deutlichen emanzipativen Akzenten, in Innsbruck noch stark religiös verankert, in Fellbach praktisch ganz säkularisiert. Die Erfahrungen mit dem Oratorio können nicht nur für muttersprachliche Gemeinden Impulse geben, wie Leben und Glauben in Gemeinschaft möglich sind.

Erstbeicht-Feier

Eine erste Einführung in Umkehr und Versöhnung ist üblicherweise Teil der Vorbereitung auf die Erstkommunion. Doch wie das geschieht, ist je nach Gemeinde unterschiedlich.

Es ist Sonntagnachmittag, im Chor der Kirche stehen zwei Stühle über Eck, eine Kerze brennt. Aufgeregte Kinder haben sich im Rahmen der Vorbereitung auf die Erstkommunion auf ihr erstes "Zachäusgespräch" eingestellt. Mit Liedern, Gebet und Verkündigung beginnt die Feier. Dann sind die Kinder einzeln zum Gespräch in den Chorraum zum Priester eingeladen. Eltern und Geschwister sind Zeugen. Nach dem Gespräch entzündet der Priester eine Kerze. Das Kind stellt die Kerze am Kreuz auf, bleibt dort für einen Moment in Stille und geht dann an seinen Platz zurück. Der unvermeidliche Fotograf hält den denkwürdigen Augenblick fest. Eine ungewöhnliche Vorstellung? In dieser Feier wird die soziale Eingebundenheit, die Vernetzung und gemeinschaftliche Verstrickung von Schuld und Vergebung stärker zum Ausdruck gebracht als in einer Einzelbeichte in Beichtstuhl oder in der Sakristei. Die Teilnahme der Eltern wertet das Beichtgespräch auf und nimmt den Kindern die Angst.

 

Buchtip

Monika Scheidler
Interkulturelles Lernen in der Gemeinde
zur Besprechung

 

Artikel

Assunta Scorpiniti
Ein Reisender der Gegenwart,
verliebt in die Sila Greca

Thomas Raiser
Padre Pio klopft an deutsche Kirchentüren

Thomas Raiser
Unsere Seelsorgeeinheiten - Heimat für alle?

Don Egidio Viganò
Der präventive Ansatz in der Pädagogik
Don Bosco's