Wanderungen
um Rossano
Südwestlich
von Rossano
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C
4
Zur Kapelle der Wanderhirten
Rossano / Santa Maria delle Grazie - San Onofrio
Dauer |
4 Stunden
(Hinweg) |
Länge |
ca 12 km (Hinweg) |
Karte |
Topogr.
Karte IGM 1:50000 Nr.552 Corigliano Calabro
|
Busverbindung |
Um ca 6.30
Uhr fährt der Kleinbus
von IAScura ab dem Tunnel in Rossano Centro Storico ab. Kommt
nach S. Maria delle Grazie um kurz vor 7 Uhr, fährt dann rechts
ab nach Crocicchia, wieder zurück, dann ins Tal des Colognati
und zur Contrada Forello, dann wieder zurück nach Rossano.
Um ca 13.30 Uhr (eher gegen 14.00) fährt der Bus die gleiche
Strecke. |
Höhenunterschied |
255 -
540 - 500 |
Übernachtung |
Bei offiziellen
Touren der Trekking-Agenturen wird neuerdings gerne bei San Onofrio
im Zelt übernachtet. Diese Möglichkeit steht wohl auch
anderen Wanderern offen, die entsprechende Regeln einhalten. Eine
Anmeldung bei der zuständigen Forstbehörde könnte
nicht schaden. |
Schwierigkeitsgrad |
leicht |
Nicht
vergessen |
Gutes
Schuhwerk, Sonnenschutz, Wasserflasche, Verpflegung |
Wer
Einsamkeit inmitten einer großartigen Landschaft sucht und sich dabei
auf den historischen Spuren der Wanderhirten vergangener Jahrhunderte
bewegen will, wer sich in den natürlich ausgewaschenen Gumpen in klarem
Wasser abkühlen will, wer wander-erfahren und einigermaßen körperlich
fit ist, wird einen unvergesslichen Tag erleben.
Von
der Straße Rossano Paludi zweigt man bei Contrada S. Maria
delle Grazie (Wasserstelle) rechts ab in das Sträßchen nach Crocicchia.
(Man könnte auch den IAS-Bus nehmen, der beim Tunnel im Centro
Storico von Rossano frühmorgens ca 6.30 Uhr nach Crocicchia fährt
- über S. Maria delle Grazie, bis zur Endstation Crococchia)
Nach etwa 6 km geht eine kleine Straße links leicht abwärts, die bei
einem bewirtschafteten Bauernhof in Schotter übergeht und sich teilt.
Man nimmt die obere Straße und gelangt nach ca 3 km auf und ab zum (leider
normalerweise geschlossenen) Kirchlein S. Onofrio. Im Schatten
des eingezäunten Kirchleins lässt sich auf einer Steinbank gut rasten.
(Wasserzapfstelle.)
Für den Rückweg steigt man wieder hoch auf den Höhenrücken
nach Crocicchia, von wo aus man zurück nach S. Maria delle
Grazie läuft, wenn man nicht gerade einen der wenigen Busse erwischt,
die von hier nach Rossano
fahren (z.B. ab Crocicchia um 13.50 Uhr)
(Thomas Raiser)
Diese Wanderung
kann verknüpft werden mit
C 6 Im
Colognati baden
C 7 Von
S. Onofrio den Colognati aufwärts zu den Wasserfällen des
Colognati
C 8
Von S. Onofrio zu den Wasserfällen
des Cerasia
C 9 Von
S. Onofrio ins obere Colognati-Tal
Das jährliche
Fest an der Kapelle S. Onofrio (meist am 3. Sonntag im Mai, 2007 am
20. Mai)
Zur
Geschichte des Ortes
Die
Kirche S. Onofrio ist ein Oratorium, eine Einsiedelei, wiedererrichtet
in den Jahren 1832 - 1836 durch Bürgermeister M. Romano und in
den Jahren 1990 - 1992 renoviert; letztes Zeugnis eines ursprünglich
sehr alten Klosterkomplexes.
Vermutlich geht die Gründung auf das 10. Jahrhundert zurück,
als Rossano berühmt war für seine Klöster, Einsiedeleien
und Grotten, die eine der berühmtesten Askese-Landschaften des
Mezzogiorno bildeten.
Das blühende Kloster, S. Onofrio gewidmet, wurde von den Sarazenen
aus Sizilien um 983 zerstört, dann wiedererrichtet zur Zeit des
Erzbischofs Teofan Cerameo (1131-1143).
Um 1216 ist es Teil der Abtei S. Maria del Patir bei Rossano, gelangt
dann mit der Abtei an die Universität von Rossano, von dieser wurde
es dann 1690 an die römische Familie Borghese verkauft, 1810 gehörte
es dann endgültig zu den Gütern der Stadt Rossano. (Francesco
Filareto, Historiker und Bürgermeister von Rossano, auf dem Plakat zur Wallfahrt von S. Onofrio am 20. Mai 2007)
Eine Kindheit mit S. Onofrio
Wir treffen in Winnenden/Region Stuttgart Giuseppe Vallonearanci, 57 Jahre alt.
Drei Schuljahre lang ging Giuseppe zur Schule, jeden Tag 6 km hin und zurück, denn die Contrada Forello gehört zu den weit abgelegenen Ortsteilen von Rossano. Auch der Lehrer musste zwei Kilometer laufen, um die Schüler zu erreichen. Die zu Forello gehörige Kirche war das frühere Kapuzinerkloster S. Maria delle Grazie; von dort aus musste man aber erst das Tal des Colognati durchqueren, bevor man auf einem Hügel die rund 50 Häuser von Forello erreichte. In S. Maria delle Grazie gab es damals alles, was die Bauern brauchten, Laden und Wirtschaft deckten die Bedürfnisse des täglichen Bedarfs ab und luden ein zum Essen, Trinken und Kartenspielen.
Mit acht Jahren hütet Giuseppe 300 Ziegen im wildromantischen Tal des Colognati-Flüsschens. Es galt nicht zuletzt, die Ziegen vor den damals stark verbreiteten Wölfen zu schützen, die von der Sila herunterkamen, vor allem im Winter, wenn oben im Gebirge meterhoch Schnee lag. Giuseppe erinnert sich mit Vergnügen an die idyllisch gelegene Kapelle der Einsiedelei von S. Onofrio, wo er die Ziegen hütete. S. Onofrio bildete das Herz, den Mittelpunkt des Hirtenlebens.
Giuseppe Vallonearanci erzählt von S. Onofrio und dem jährlichen Fest des Heiligen.
Jäger aus Rossano und Longobucco sind auf der Pirsch. Im Tal des Colognati waren sie nicht besonders erfolgreich bei der Jagd, deshalb schauen sie weiter oben nach. Der Einsiedler Onofrio hat dort seine Höhle, ganz in der Einsamkeit. Schon viele Jahre lebt er dort, seit er mit dem Schiff an der ionischen Küste gelandet war, zusammen mit vielen anderen Mönchen auf der Flucht aus Kleinasien.
Nur selten kommt der Eremit herunter nach Rossano, um sich mit den anderen griechisch-basilianischen Mönchen zu treffen in den kleinen byzantinischen Kirchlein. Seine täglichen Begleiter sind die wilden Tiere, die wie zahm sich ihm nähern und an seiner Grotte vorbeischauen. Seine Freunde sind die Hirten, denen seine Anwesenheit im Tal sehr angenehm ist. Seit er da lebt, spüren sie die Einsamkeit weniger hart, wissen sie, dass sie nicht verlassen sind. Viellicht strahlt von einem solchen frommen Mann ein Segen auf Natur, Tiere und Menschen aus?
Wie immer rufen sie laut, um sich dem Eremiten anzukündigen. Es gibt keine Antwort. Sie nähern sich der Grotte, betreten sie und sehen den Eremiten auf seinem Schlafplatz liegen. Ein Hirschkälbchen hält bei ihm Wache und stößt traurige Laute aus.
Die Jäger gehen auf die Knie. Es ist, als hätten sie ihren Vater verloren. Warum kann er nicht bei ihnen bleiben? Nach den ersten Minuten der Ratlosigkeit besprechen sich die Hirten. Die Grotte liegt auf dem Gebiet von Longobucco. Doch die Jäger aus Rossano fordern, dass sie den Leichnam des Mönches mit sich nehmen dürften. Ungern geben die Jäger aus dem Bergort nach, und so tragen die Rossaneser Jäger den frommen Mann talwärts. Doch nach wenigen Wegstrecken wird der Leichnam so schwer, dass ein Weiterkommen nicht denkbar erscheint. Die Jäger bauen eine Hütte aus Ginsterzweigen und bahren darin den Leichnam auf. Während einer als Wache gegen die wilden Tiere bei dem Ort bleibt, holen die anderen Hilfe, um eine Kapelle zu bauen, denn sie zweifeln nicht, dass dieser Einsiedler ein besonderer Mensch war. So entsteht die Kapelle, die noch heute nach S. Onofrio benannt ist. Jahrhundertelang ist sie spiritueller Mittelpunkt des Lebens von Hirten und Bauern.
Jeden 17. Mai bzw. dritten Sonntag im Mai wurde - und wird - hier das Fest von S. Onofrio gefeiert, immer verbunden mit Prozession, Volksfest und Viehauktion. Dafür wurden die jungen Ziegen ausgewählt, der Erlös war für die Kirche bestimmt. Für die Talardi, die Stangen mit den unzähligen Gebäckringen, wurden 85 Kilo Mehl verbacken. Das Feuerwerk am Festtag gehörte zu den beeindruckensten weit und breit.
Die Bauern brachten auch ihre gesalzenen Schinken mit. Giuseppe erinnert sich, wie im Winter 6 – 8 schwere Schweine geschlachtet wurden – „nicht so kleine, sondern richtig große mit über 200 Kilo." Die Schinken mit einem Gewicht von bis zu 25 Kilo pro Stück wurden dann in eine Salzlake (grobes Salz) mit Peperoncino, Kümmel, und wildem Fenchel eingelegt. In dieser Lake hielten sie bis zu 2 Jahre.
Giuseppe erinnert sich daran, wie er einmal einen Ziegenbock am Seil zu Fuß nach Longobucco brachte.